Brüssel – Wie die deutsche Kanzlerin Angela Merkel wirbt auch EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker für ein Europa der verschiedenen Geschwindigkeiten. Um einen festen Kern könne es verschiedene konzentrische Kreise geben, sagte Juncker am Donnerstag bei einer Veranstaltung in der belgischen Gemeinde Louvain-la-Neuve.

Nicht jedes Land werde bei jedem Gemeinschaftsprojekt mitmachen, etwa bei der verstärkten Zusammenarbeit in Verteidigungsfragen oder bei Wissenschaftsprogrammen. "Wem es in der Küche zu heiß wird, der sucht die frische Luft", sagte Juncker. Im "Orbit" könnte auch Großbritannien nach dem Brexit oder die Türkei der EU verbunden bleiben – "oder andere, die davon noch nichts wissen".

Weißbuch zur EU-Zukunft kommende Woche

Die EU-Kommission wird laut Juncker wahrscheinlich kommende Woche ihr Weißbuch zur Zukunft der EU vorlegen – früher als geplant. Es soll Vorschläge enthalten, wie sich die Gemeinschaft in den nächsten Jahren weiterentwickeln könnte. Es handle sich aber nicht um eine "Bibel", sondern um eine Grundlage für eine Debatte "ohne Tabus".

Juncker hatte am Mittwochabend in Berlin mit Merkel gesprochen, die bereits Anfang Februar die Idee eines Europas unterschiedlicher Geschwindigkeiten aufgegriffen hatte. Die EU debattiert seit Monaten, wie sie sich nach dem Ausscheiden Großbritanniens neu aufstellen soll. Erste Weichen sollen bei der Feier zum 60. Jubiläum der Römischen Verträge am 25. März gestellt werden. (APA, 23.2.2017)