Klaus Luger will von einer Abspaltung nichts wissen, in Parteikeisen der SPÖ rechnet man aber genau damit.

Werner Dedl

Linz – Eigentlich ist Birgit Gerstorfer im Juni des Vorjahrs mit dem Motto "Eins werden" als neue Chefin der schwer angeschlagenen SPÖ Oberösterreich angetreten. Auf Linzer Parteiebene hat man aber offensichtlich wenig Interesse an einem großen Ganzen in Rot.

Nachdem sich der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) bereits im vergangenen Jahr konsequent aus allen Landesparteifunktionen zurückgezogen hat, plant der renitente Genosse nun laut hohen Parteikreisen, komplett eigene Wege zu gehen. Demnach soll Luger mit einer kleinen Gruppe von Eingeweihten an der Abspaltung von der SPÖ arbeiten – und spätestens bei der nächsten Wahl 2021 mit der "Liste Luger" antreten.

Luger selbst dementierte diese Gerüchte aber am Freitag entschieden. Er sei "Sozialdemokrat durch und durch", eine Abspaltung sei daher ausgeschlossen. Auch wenn er teils politisch eigene Wege gehe, sei seine Heimat die SPÖ, sagte er der APA.

Roter Parteirebell

Luger war stets einer der schärfsten Kritiker der eigenen Parteilinie. Und vor allem neigt das Linzer Stadtoberhaupt dazu, seinen Unmut nicht nur in den SPÖ-Gremien kundzutun. Zuletzt eskalierte die Situation im Jänner des Vorjahrs. Nur wenige Stunden vor dem damals geplanten Parteitag legte Luger aus Protest gegen eine Personalrochade – die damaligen Landesgeschäftsführer sollten abgelöst werden – alle seine Funktionen in der SPÖ Oberösterreich zurück.

An der roten Landesspitze blieb in weiterer Folge kein Stein auf dem anderen. Der damalige Parteichef Reinhold Entholzer trat wenige Stunden vor seiner geplanten Wiederwahl zurück. AK- und ÖGB-Chef Johann Kalliauer übernahm damals das Ruder interimistisch für ein Jahr.

Kein Gerstorfer-Fan

Wenig Freude hatte Luger dann aber mit der Bestellung von Birgit Gerstorfer zur neuen SPÖ-Landeschefin. Der Linzer Stadtchef wollte Sozialminister Alois Stöger als neuen Parteichef sehen, brachte diese Variante aber nicht mehrheitlich durch den Parteivorstand.

An eine Abspaltung glaubt aber auch Gerstorfer nicht. "Ich kann mir das auch nicht vorstellen. Ich weiß, dass dem Linzer Bürgermeister die Sozialdemokratie sehr am Herzen liegt", erklärte sie. (Markus Rohrhofer, 24.2.2017)