Was tun, wenn man nicht sicher ist, ob eine Meldung wahr oder falsch ist? Dorothee Ritz, General Managerin von Microsoft Österreich, und ihre Kollegin Manuela Mohr (von rechts) waren zu Gast in einer Mittelschule.

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86 Prozent der österreichischen Jugendlichen gaben laut einer aktuellen Studie der Initiative Safer Internet an, dass sie nicht immer sicher sind, ob die Informationen, auf die sie im Internet stoßen, tatsächlich stimmen.

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Manchmal ist es doch noch das Papier: Eifrig schreiben Schülerinnen und Schüler der Wiener Mittelschule Knöllgasse ihre Accounts von Instagram und Musical.ly auf einen Block und reichen ihn an die Besucherin weiter. Sie wünschen sich mehr Follower. Via Whatsapp ginge das alles natürlich um einiges schneller, aber die Smartphones liegen alle eingesperrt in den Spinden. Vielleicht eine willkommene Pause, denn nach der Schule wird gechattet, was das Zeug hält. "Meistens sind es um die 200 Nachrichten auf Whatsapp", sagt eine Schülerin. Andere berichten sogar von knapp tausend Nachrichten, die in mehreren Gruppenchats gelesen werden wollen. Wer jetzt noch Facebook-Nachrichten addieren will, liegt aber falsch. Bei der Frage nach einem Profil lachen die Zwölf- und 13-Jährigen nur. "Das ist urout", sagt ein Mädchen, und ihre Nachbarin schließt sich an: "Was soll ich denn dort?"

So selbstverständlich das Smartphone als Kommunikationsmittel für die Jugendlichen auch geworden ist – 86 Prozent der österreichischen Jugendlichen gaben laut einer aktuellen Studie der Initiative Safer Internet an, dass sie nicht immer sicher sind, ob die Informationen, auf die sie im Internet stoßen, tatsächlich stimmen. Den Safer Internet Day gibt es nicht erst seit der Fake-News-Debatte, das Thema ist dieses Jahr aber besonders im Fokus. Microsoft nahm den Tag zum wiederholten Mal als Anlass, um rund 2000 Wiener Schülern spezielle Schulungen anzubieten, in denen sie im Umgang mit Onlinemedien sensibilisiert werden sollen und ihre Kritikfähigkeit in Bezug auf Falschmeldungen und Gerüchte nachhaltig gestärkt werden soll. So auch hier im zehnten Wiener Gemeindebezirk.

Unüberlegter Umgang

Dorothee Ritz, General Managerin von Microsoft in Österreich, zeigt einen Screenshot von der Meldung eines angeblichen Selbstmords von Stefan Raab. Die Schülerinnen und Schüler nicken, schreien gleich: "Stimmt nicht!" – Auch ihnen ist die Meldung in den vergangenen Tagen untergekommen. Viele von ihnen haben gute Antworten parat, wie man zweifelhafte Meldungen wie diese prüfen kann. Ritz will dann noch wissen, wieso es solche Meldungen überhaupt gibt. "Abzocke" und "Aufmerksamkeit" entgegnen ihr die Kinder.

Ihr Lehrer, Hannes Klein, hält sich heute im Hintergrund. Er bringe den Kids ganz grundlegende Basics bei, sagt er, mehr ginge sich meistens nicht aus. Wie man eine Datei richtig abspeichert oder wie man sich in Chatrooms oder in sozialen Netzwerken nennt. "Hier drinnen hat zwar jeder ein Smartphone, aber der Umgang damit ist oft leichtsinnig." Das bekomme auch er als Lehrer mit. Besonders bei der Frage, wem man in sozialen Netzwerken vertrauen kann, sieht Klein zu viel Sorglosigkeit bei einigen seiner Schüler.

Das passt zu den Ergebnissen einer länderübergreifenden Studie von Microsoft darüber, welchen Risikosituationen Jugendliche im Internet bereits begegnet sind. Demnach waren im vergangenen Jahr 50 Prozent der Teenager im deutschsprachigen Raum von unerwünschten Kontaktaufnahmen, Internettrollen oder Belästigungen betroffen. 40 Prozent der Betroffenen wussten nicht, wie sie das Problem lösen können. Ritz und ihre Kollegin Manuela Mohr haben diesbezüglich ein anschauliches Beispiel für die Schüler mitgebracht. Ihr Appell: Unbekannte Personen erst gar nicht zu den Kontakten hinzufügen, Anfragen löschen und die Eltern miteinbeziehen. Viele der Schüler berichten außerdem von Spam-Mails. Und dann klingelt es.

Nachwuchs gesucht

Detiar (12) und sein Sitznachbar Milan (11) wechseln gleich von der Übung vor ihnen am Bildschirm zu Youtube. Auf dieser Plattform verbringen sie auch in ihrer Freizeit am meisten Zeit. "Wir sehen uns gern Videos von Spielen an", sagt Detiar, der am liebsten Minecraft spielt. Ob er heute etwas Neues gelernt habe? "Ein bisschen", antwortet Detiar. Aber das meiste habe er schon einmal gehört. Er könne viele Infos gar nicht brauchen, sagt er. "Ich verwende kein Facebook und auch kein Whatsapp. Wenn ich mit meinen Freunden gemeinsam spiele, dann skypen wir."

Ritz und Mohr sind vom Kenntnisstand der Schüler beeindruckt. Sie würden sich wünschen, dass das Interesse aber die bloße Anwendung übersteigt. "Wir suchen nach neuen Talenten für die Digitalisierungsjobs, denn das sind die Jobs der Zukunft", sagt Ritz zum Abschluss des Besuchs. Ob sich hier drinnen jemand für diese Richtung interessiere, fragt sie die Klasse. Die Berufswünsche der Kinder gehen großteils aber in eine andere Richtung: Tierärztin, Mathematiklehrerin sowie Kindergärtnerin sind zu hören. Dass es bei Microsoft eine Rutsche im Büro gibt, sorgt allerdings für Aufregung. "Hier drin wäre das auch cool", sagt ein Schüler. (lhag, 25.2.2017)