Thomas Bechter (li), Caroline Stark, Stephan Kasimir sind das Ensemble für Unpopuläre Freizeitgestaltung.

Foto: Jutta Berger

Dornbirn – Das Ensemble für unpopuläre Freizeitgestaltung, im Herbst des Vorjahres gegründet, will sich einen fixen Platz in der Vorarlberger Theaterlandschaft erspielen. Der Erfolg der ersten Produktion "Einige Nachrichten an das All" von Wolfram Lotz motiviert Stephan Kasimir, Caroline Stark und Thomas Bechter zu mehr.

Das Wagnis, ein junges Theaterensemble zwischen die mit Aktionstheater Ensemble, Theater Kosmos und Projekttheater gut etablierte freie Szene in Vorarlberg zu mischen, ist aus Sicht Kasimirs und Starks gelungen: Mit dem Dornbirner Kulturhaus habe man die ideale Spielstätte, das Publikum sei in Dornbirn, wo man mit zahlreichen Veranstaltern wie Spielboden und dem Club Conrad Sohm urbanen und popkulturellen Gedankengut verpflichtet sei, eher vorhanden als beispielsweise in Bregenz.

Die Notwendigkeit für ein Ensemble, das mit jungen Dramatikerinnen und Dramatikern wieder Autorentheater macht, erzählen und spielen will, sieht man ohnehin gegeben. Mit zwei Vorstellungen pro Jahr will Regisseur Stephan Kasimir vorerst seine Ideen des theatralischen Erzählens umsetzen. "Theater soll berühren", meint Bühnenbildnerin Caroline Stark, "und ich finde das gar nicht konservativ."

Theater des Unrealistischen

Die Unpopulären wollen Autorinnen und Autoren nach Vorarlberg bringen, die eine eigene Sprache entwickelt haben, "die Wirklichkeit mit allen dramatischen Mitteln des Schreibens ausreizen". Mit "Theater des Unrealistischen und der Gegenwelten" will man junges Publikum anziehen, das sonst eher in Clubs und bei Festivals anzutreffen ist.

Als Reaktion auf "die Droge Realismus" der Socialmedia-Generation setzt das neue Ensemble "eine radikales Bekenntnis zum Unrealistischen". Überdreht und übersteigert, auch verstörend soll ihr Theater sein, sagen Kasimir und Stark.

Schräg, bösartig, skurril

Mit "Käthe Hermann", dem zweiten Stück der deutschen Autorin Anne Lepper bringt das Ensemble für Unpopuläre Freizeitgestaltung das Psychogramm einer Kleinfamilie, die aus drei schrägen bis bösartigen Figuren besteht, auf die Bühne. Premiere ist am 3. Mai, fünf weitere Vorstellungen sind geplant.

Weil die erste Arbeit mit Wolfgang Lotz gelungen ist, wird im Herbst wieder Lotz gespielt. In "Die lächerliche Finsternis" nähert sich Lotz auf ironisch-skurrile Weise der Unfähigkeit, Verständnis für Fremde und Fremdes aufzubringen. Die Premiere findet am 29. Oktober statt.

Subventioniert wird das neue Theaterensemble von Land, Stadt und Bund. 40.000 der benötigten 80.000 bis 100.000 Euro hat man bereits fix. (Jutta Berger, 24.2.2017)