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Marine Le Pen

Foto: APA/EPA/OLIVIER HOSLET

Der britische Economist berichtet über eine neue Debatte im politischen London: die große Auseinandersetzung zwischen PLUs und PLTs.

PLUs sind "People like us" – die bisher herrschenden, mehr oder weniger gebildeten, mehr oder weniger marktwirtschaftlichen (manche sagen: neoliberal), mehr oder weniger liberalen Eliten.

PLTs sind "People like them" – die neuen (Rechts-) Populisten, ganz und gar nicht liberal, sondern nationalistisch, ganz und gar nicht globalisierungsfreundlich, sondern protektionistisch, fremdenfeindlich und oft mit gar nicht guten Manieren. Sie haben beschlossen, dass ihnen ein Umsturz, wie immer er ausfallen mag, lieber ist als der Status quo.

PLUs haben die letzten Jahrzehnte die Weltordnung (zumindest die des Westens) bestimmt und dabei lange Zeit gar nicht so schlecht gewirtschaftet. Dann kam die Finanzkrise, die Aushöhlung der Mittelklasse, die Flüchtlingswelle nach Europa und das zunehmende Unbehagen an immer komplizierteren Strukturen.

Die EU ist eine davon. Und die PLTs haben mit dem Brexit signalisiert, dass sie das irgendwie anders haben wollen. Wie genau, ist nicht klar, aber anders. Selbstbestimmter. Oder Eigenbrötlerischer. Der Wahlsieg Donald Trumps wurde auch von den PLTs herbeigeführt, obwohl er eigentlich zu der herrschenden Elite gehört. Aber er kann vulgär sein wie ein angetrunkener Redneck in einer Hillbilly-Bar,und das verschaffte ihm die Stimmen der verunsicherten weißen Arbeiterschaft.

In Europa stehen wir vor einer Welle von PLTs: Marine LePen, Geert Wilders, die Leute von der AfD in Deutschland, H.-C. Strache in Österreich sind eine Reaktion auf die Herrschaft scheinbar undurchschaubarer Eliten. Sie hassen die EU – wirklich! -, sie würden alle diese Ausländer und Muslime und Asylwerber am liebsten hinausschmeißen. So wie ihre Wähler.

2017 könnte das Jahr der PLTs sein, wenn nicht noch eine Trendwende stattfindet.

Sie ist übrigens nicht ganz ausgeschlossen. Die Umfragewerte sowohl der niederländischen Wilders-Partei wie die der AfD gehen zurück. Marine Le Pen legt allerdings noch etwas zu. Putins Trollfabriken und Desinformationsagenten arbeiten bereits daran, den aussichtsreichsten verbliebenen Gegenkandidaten, den Liberalen Emmanuel Macron, mit Fake-News zu unterminieren.

Der Super-GAU der Wahl einer Rechtsextremistin zur Präsidentin des zweitwichtigsten EU-Landes wird denkbar. Um das abzuwenden, wird es – wie in Frankreich 2002 und in Österreich 2016 – notwendig sein, dass linke und konservative Kräfte gemeinsam gegen extrem rechtspopulistische Kandidaten (die Kandidatin) stimmen.

Inzwischen sollten die PLUs überlegen, ob sie etwas falsch gemacht haben und was man noch aus der verfahrenen Situation retten könnte. Und die PLTs müssen nachdenken, ob sie sich wirklich Scharlatanen ausliefern wollen, die nur Hass, aber keine brauchbaren Lösungen anbieten können. (Hans Rauscher, 24.2.2017)