Beirut/Genf – Die syrische Armee rückt Beobachtern zufolge weiter gegen die radikalislamische IS-Miliz im Nordwesten des Landes vor. 14 Ortschaften seien am Wochenende bei Aleppo von der Armee unter Kontrolle gebracht worden, die Soldaten seien bis auf 25 Kilometer an den Assad-See herangerückt, teilte die der Opposition nahestehende Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Sonntag mit. Durch den Vorstoß in ein Gebiet südlich der Stadt Al-Bab verhindert die Armee ein Vorrücken der Türkei und der von ihr unterstützten Rebellengruppen Richtung Süden. Bei einem Anschlag in der Stadt Homs wurden Dutzende Angehörige der Sicherheitskräfte getötet. Der UN-Syriengesandte Staffan de Mistura wertete die Tat als Versuch, die Genfer Friedensgespräche zu sabotieren.

Die Soldaten von Präsident Baschar al-Assad kommen mit ihrem Vormarsch dem Ziel näher, die Kontrolle über die Wasserversorgung der Großstadt Aleppo zu erringen. Der Assad-See liegt oberhalb des Tabka-Dammes, der den Euphrat staut. Erst vor wenigen Tagen wurde Al-Bab durch Aufständische mit Unterstützung der Türkei von der IS-Miliz erobert. Die Niederlage dort markiert die Vertreibung der Extremisten im Nordwesten Syriens. Die nahe der Grenze zur Türkei gelegene Region war lange fest in der Hand des IS. Die Türkei hat sich in den Konflikt eingeschaltet, um einerseits den IS zu bekämpfen und andererseits den Einfluss der kurdischen Rebellen zu beschneiden, die seit 2015 zusammen mit anderen Gruppen den IS zurückdrängen.

Anschlag in Homs

Unter den Toten in Homs war der Beobachtungsstelle zufolge auch ein hochrangiger Offizier. Das staatliche syrische Fernsehen berichtete, es habe in den Distrikten Al-Ghuta und Al-Mohata Gefechte gegeben, bevor sich Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt hätten. Es war zunächst nicht klar, wer hinter dem Angriff steht. Die Dschihadisten-Allianz Tahrir al-Scham, die die Gespräche in Genf ablehnt, erklärte lediglich, fünf Selbstmordattentäter hätten den Angriff ausgeführt.

De Mistura sagte, solche Versuche der Torpedierung der Friedensgespräche seien immer zu erwarten. Die Konfliktparteien sollten es aber im Interesse einer Friedenslösung nicht zulassen, dass diese Versuche erfolgreich seien. Der syrische Chefunterhändler Baschar Dschaafari verlangte von den Oppositionsgruppen, den Anschlag zu verurteilen. Ansonsten würden sie sich mit solchen Aktionen gemein machen und seien als Terroristen zu betrachten.

Die Oppositionsdelegation verurteilte den Anschlag, warf zugleich aber der Regierung vor, diesen Zwischenfall als Vorwand zu nutzen, um die Gespräche zum Scheitern zu bringen. "Sie wollen nur an der Macht bleiben", sagte Unterhändler Nasr al-Hariri. "Das Regime versucht, die Verhandlungen zu blockieren." Oberst Fateh Hassun von der Delegation der Rebellen suggerierte, die syrische Armee könnte selbst hinter dem Anschlag stecken. (APA, 27.2.2017)