Neulich bei der Ski-WM: Die Radstars Fränk Schleck (li) und Mario Cipollini, Kollege Thomas Rohregger (re.) und Benjamin Raich rühren die Werbetrommel für die Rad-WM 2018.

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Innsbruck/Wien – Otto Flum ist seit 18 Jahren Präsident des ÖRV, einer der längstdienenden Spitzenfunktionäre im österreichischen Sport. "Aber so etwas hab ich noch nicht erlebt", sagt er dem Standard und fügt hinzu: "Der ÖRV lässt sich das nicht mehr gefallen." Es sind die Organisatoren der Rad-WM 2018, über die sich Flum so aufregt. Die WM war Anfang 2016 an Tirol vergeben worden. Der ÖRV hatte mit dem Bewerbungskomitee eine Vereinbarung getroffen, die laut Flum im Wesentlichen zwei Punkte enthielt. Jenen, dass der ÖRV keine wirtschaftliche Verantwortung übernimmt, sowie jenen, dass die Veranstalter dem ÖRV in drei Tranchen insgesamt 100.000 Euro zur Vorbereitung vor allem der Nachwuchsfahrer sowie die übliche Bewerbungsgebühr von 22.500 Euro überweist.

Dem Bewerbungskomitee gehörten der ehemalige SP-Landessportrat Thomas Pupp sowie Wolfgang Weiss, schon 2006 Organisator der WM in Salzburg, und Ex-Profi Georg Totschnig an. Doch das Bewerbungskomitee wich nach dem Zuschlag einem Organisationskomitee, an seiner Spitze stehen Richard Rubatscher und Georg Spazier. Die handelnden Personen sind also ganz andere. "Und die fühlen sich jetzt nicht an Vereinbarungen gebunden, die das Bewerbungskomitee traf und die sogar im Bewerbungsbudget angeführt sind", sagt Flum. "Wo kommen wir da hin?"

Machtwort

Tatsächlich beziehen sich die WM-Organisatoren in einer Reaktion auf die ÖRV-Aussendung nur auf jenen Vertrag, den sie mit dem Radsport-Weltverband (UCI) abgeschlossen haben. Man sei, heißt es, "in die Bewerbungsphase der WM nicht involviert" gewesen, habe die WM "erst nach dem Zuschlag bzw. nach der Beauftragung durch Stadt und Land übernommen". Flum sieht das OK "natürlich als Rechtsnachfolger" des Bewerbungskomitees. Seit Mai 2016 warte der ÖRV auf Geld aus Tirol, es habe in der Causa "unzählige Telefonate und Schriftverkehr" gegeben. Man habe den Organisatoren dann ein Ultimatum mit 21. Februar gestellt, es auf ihre Bitte hin sogar bis 24. verlängert. Passiert sei "nichts".

Bleibt die Hoffnung auf ein Machtwort des Sportministers. Bei Hans Peter Doskozil (SPÖ) hat Flum am 9. März einen Termin. Prinzipiell sei der Verband "natürlich an dieser WM interessiert". Die Tatsache, dass WM-Veranstalter Verbände unterstützen, ist für Flum "ganz normal". Er verweist darauf, dass aus Tirol schon 1,6 Millionen Schweizer Franken an die UCI flossen. Bis zur WM werde der Weltverband circa das Dreifache davon vom WM-Veranstalter kassiert haben.

OK-Chef Spazier sieht das OK "auf einem sehr guten Weg. Die Vorbereitungen gehen mit Hochdruck weiter." Die WM wird natürlich auch mit Steuergeld gefördert. Das Sportministerium hat dem WM-OK laut Flum 2,7 Millionen Euro zugesagt, das erste Drittel sollte schon überwiesen werden, wurde es aber nicht, weil auch der ÖRV sein Okay geben müsste, was er nicht tat. "Ich weiß nicht, was da in den Köpfen der Herren in Tirol vorgeht", sagt Flum, der auch als Vizepräsident des ÖOC beunruhigt ist. Schließlich erwägt Innsbruck eine Bewerbung für die Winterspiele 2026. Eine abgesagte Rad-WM wäre keine gute Werbung. (Fritz Neumann, 27.2.2017)