Bild nicht mehr verfügbar.

Strahlende Gewinner (v. li.): bester Nebendarsteller Mahershala Ali, beste Hauptdarstellerin Emma Stone, beste Nebendarstellerin Viola Davis und bester Hauptdarsteller Casey Affleck.

Foto: Reuters/LUCAS JACKSON

Bild nicht mehr verfügbar.

"Moonlight"-Regisseur Barry Jenkins konnte zweimal jubeln – bei der Vergabe des besten Films erst leicht verzögert, gemeinsam mit Produzentin Adele Romanski (re.).

Foto: REUTERS/Lucy Nicholson

Moderator Jimmy Kimmel spottete über Präsident Donald Trump.

Hindustan Times

Eigentlich ein schönes Zeichen, Bonnie und Clyde, das durchs Kino zu Pophelden mutierte Gangsterpärchen, den Preis für den besten Film verlesen zu lassen. Doch Faye Dunaway und Warren Beatty sorgten – unverschuldet – für einen der bizarrsten Eklats der Oscargeschichte. Statt des Produzententeams von Moonlight spulte jenes von La La Land seine Dankes suada ab – bis ein konsterniert wirkender Beatty unterbrach: Fälschlicherweise hatte man ihm nochmals das Kuvert für die beste Darstellerin in die Hand gedrückt, den Preis, den Emma Stone für La La Land bereits in Empfang genommen hatte. Alles anders!

Eine Falschmeldung! Ein alternativer Gewinner! Und die eigentliche Sensation durch das plötz liche Durcheinander in ihrer Wirkkraft gemindert: dass nämlich ein Film über die Turbulenzen eines jungen afroamerikanischen Mannes das verträumte Hollywoodmusical schlägt. Die Symbolik des Finales der 89. Oscar-Gala war kaum zu überbieten.

Best of Dankesreden bei den diesjährigen Oscars.
ABC News

Auch die besten Drehbücher für eine Show schreibt eben das Leben selbst. Dabei durfte man bei dem vom Comedian und TV-Moderator Jimmy Kimmel geleiteten Abend eigentlich mehr kreative Freiheiten erwarten, hatte die sonst so zurückhaltende Academy diesmal doch politische Statements befürwortet. Doch Kimmels Bemühungen, der Gala gleich mit dem Eröffnungsmonolog eine humoristische Widerstandsnote zu verleihen, fielen so erwartbar wie zahm aus. Da hatte Chris Rock mit seinem gegen Hollywoods Scheinheiligkeit gerichteten Gagfeuerwerk im vergangenen Jahr den Ton besser getroffen.

Heuer konnte man der Gala über weite Strecken anmerken, dass man zwischen der üblichen Selbstfeier und dem Auftrag zu Kritik etwas zu unentschlossen geblieben war. Eben wurde noch ein Statement des iranischen Regisseurs Asghar Farhadi vorgelesen, der für The Salesman seinen zweiten Oscar bekam, aber wegen Trumps Einreisepolitik nicht angereist kam; im nächsten Augenblick segelten schon wieder Süßigkeiten vom Plafond. Farhadis Sieg bedeutete auch das Ende der Hoffnungen auf einen Oscar für Maren Ades Toni Erdmann.

Ein Schritt vorwärts

Bereits früh am Abend zeigte sich indes, dass Hollywood in Sachen Diversität einen Schritt vorwärts machen würde. Mahershala Ali wurde als bester Nebendarsteller für Moonlight ausgezeichnet, ein schwarzer Schauspieler und überdies der erste Prämierte seiner Zunft mit muslimischem Glauben. Viola Davis, für ihre kraftvolle Rolle in Denzel Washingtons Fences als beste Nebendarstellerin gewürdigt, verwies mit bebender Stimme darauf, dass Schauspieler mit ihrer Arbeit diejenigen wären, die zeigten, was es bedeutet, ein Leben zu leben.

Der von nicht wenigen erwartete Erdrutschsieg des 14-mal nominierten La La Land blieb über raschenderweise aus – auch dies mag man als ein Zeichen für Mannigfaltigkeit werten. Justin Hurwitz, der erst 31-jährige Komponist des Films, erhielt zwei Oscars, neben Emma Stone wurde auch Damien Chazelle (32) ausgezeichnet – der jüngste jemals prämierte Regisseur. Doch Barry Jenkins’ Moonlight und Kenneth Lonergans Manchester by the Sea, für den ein verschüchtert wirkender Casey Affleck den Preis als bester Hauptdarsteller in Empfang nehmen durfte, erweiterten das Feld.

Mit Gewinnern wohlgemerkt, die von einfachen Menschen erzählen, deren Leben durch Filme "ausgegraben und erhöht" werden, wie Viola Davis über Fences sagte. Die Nähe zum Volk, das war noch an anderer Stelle ein Credo des Abends: Jimmy Kimmel ließ eine Touristentruppe in den Ballsaal des Dolby Theatre hinein, wo sie mit den Stars für Selfies posierten. Eine vielleicht ein wenig paternalistische Geste der Öffnung, aber immerhin. Der gewählte Volksvertreter Trump hüllte sich – trotz einer direkter Tweetanfrage Kimmels – dagegen in Schweigen. (Dominik Kamalzadeh, 27.2.2017)