Vor dem Schloss Schönbrunn parkt eine Gruppe Kinderwägen. Es nieselt leicht, der Himmel ist nebelverhangen, die Temperatur nur knapp über null. Auf der Schlosstreppe machen sieben Frauen Liegestütze und strecken die Beine zwischendurch abwechselnd nach rechts und links.

"Zweimal noch!", ruft Iris Floimayr-Dichtl. Sie ist Sportwissenschafterin und Personal Trainer und hat vor vier Jahren das Trainingsprogramm "Mamafit" für Schwangere und Jungmütter ins Leben gerufen. Die Idee dazu erwuchs aus einem eigenen Bedürfnis: Floimayr-Dichtl wollte nach ihrer ersten Schwangerschaft im Freien und mit Gleichgesinnten trainieren und fand schlicht kein existierendes Angebot. Sie entwickelte also selbst ein Trainingskonzept mit geburtsvorbereitenden und rückbildungsorientierten Übungen und bietet mittlerweile neun verschiedene Kurse an – vom lockeren Family Workout bis zum härteren Boot Camp.

"Es geht nicht darum, körperlich auszusehen, als hätte nie ein Schwangerschaft stattgefunden"

Während Mamablogs auf Social-Media-Plattformen wie Instagram boomen und Mutterschaft in Magazinen als "Sexy und cool"-Lifestyle-Statussymbol inszeniert wird, möchte Floimayr-Dichtl ihr "Mamafit"-Angebot von diesen Trends abgrenzen: "Das Mama-Baby-Thema ist in den letzten Jahren sehr groß geworden. Die Werbung gaukelt vor, dass man schnell wieder fit und stark sein muss. Es geht aber nicht darum, körperlich auszusehen, als hätte nie ein Schwangerschaft stattgefunden." Das Training soll stattdessen Schwangerschaftsbeschwerden reduzieren und die Frauen nach der Geburt für den anstrengenden Alltag als Mutter kräftigen und gesund halten.

Foto: derStandard.at/Sarah Brugner

"Ich habe bis eine Woche vor der Geburt mittrainiert", sagt eine Teilnehmerin, die mittlerweile mit Kind in der Tragehilfe teilnimmt und vor allem die Bewegung im Freien und den sozialen Austausch mit anderen Müttern schätzt. Außerdem brauche man keinen Babysitter. Etwa sechs Wochen nach der Geburt können die Mütter wieder in die Kurse einsteigen.

Übrigens: Auch Väter dürfen mittrainieren. Für sie gibt es die gleichen Übungen in verschärfter Form. (Sarah Brugner, Michael Luger, 27.2.2017)