Februar 2017: Die Burschenschaft Hysteria erklärt den Wiener Akademikerball (ehemals WKR-Ball) zum alljährlichen "Hysteria-Ball zur Erziehung und Schutz des Mannes" (oder "Männerschutzball").

Foto: Hysteria/H.C. Playner

Der Wiener Akademikerball (ehemals WKR-Ball) bringt jedes Jahr nicht nur österreichische Burschenschafter und ihre Begleiterinnen, sondern Rechte und Rechtsextreme aus ganz Europa dazu, das Tanzbein zu schwingen – "Gesellschaftstanzmusik des 19. Jahrhunderts" inklusive.

Der Ball, der mittlerweile von der FPÖ Wien ausgerichtet wird, ist wohl auch deshalb so beliebt bei der rechten Elite, weil er nicht in einem schummrigen Kellerlokal, sondern in einem geschichtsträchtigen Prunksaal im Zentrum der Hauptstadt stattfindet. Dementsprechend enttäuscht zeigten sich AktivistInnen, die seit vielen Jahren gegen das rechte Vernetzungstreffen protestieren, als Bundespräsident Alexander Van der Bellen im Jänner erklärte, dass der Ball ihn nichts angehe und es auch nicht so wichtig sei, wo er denn stattfinde.

Burschenschaftsperformance

Tröstlich erscheint da die Tatsache, dass der Wiener Akademikerball 2017 ohne das Zutun der Veranstalter eine Neuausrichtung erfuhr. Die Burschenschaft Hysteria erklärte ihn kurzerhand zum "Hysteria-Ball zur Erziehung und Schutz des Mannes", kurz: "Männerschutzball", hisste vor Ort ihre Fahne und ebnete damit den Weg zum "goldenen Matriarchat".

Hinter der Hysteria verbirgt sich ein Kunstprojekt, eine Gruppe junger Frauen, die in schwarzer Uniform und roter Kappe das Hyänen-Logo ihrer Burschenschaft vor sich herträgt. Die alternative Burschenschaft bleibt ganz in der Tradition der Männerbünde – nur unter umgekehrten Vorzeichen – Männern verschlossen und tritt in der Öffentlichkeit stets geordnet im "Wichs" auf. Einem größeren Publikum zeigte sie sich im vergangenen Jahr bei den 40. Tagen deutschsprachiger Literatur in Klagenfurt, wo Autorin und Hysteria-Mitglied Stefanie Sargnagel mit dem Publikumspreis ausgezeichnet wurde.

Zum Schutz der Männer

Was die Burschenschaft abgesehen von einem "Wiederaufblühen des weltweiten Matriarchats" erreichen möchte, darüber erfahren zumindest JournalistInnen nichts: Die Hysteria-Aktivistinnen bleiben stets in ihrer Rolle und lehnen es demnach strikt ab, als Satireprojekt bezeichnet zu werden. Auf der dazugehörigen Facebook-Seite ist zumindest nachzulesen, dass der Schutz "unserer" Männer der Hysteria ebenfalls ein wichtiges Anliegen ist. Das Männerwahlrecht müsse hingegen im besten Interesse der Männer eingeschränkt werden, und auch Verhaltensregeln haben die Burschenschafterinnen parat: "Männer sollten nachts generell nur in Begleitung unterwegs sein, Angsträume meiden und in Lokalen keine Getränke von Fremden annehmen." Das haben wir doch irgendwo schon einmal gehört. (Brigitte Theißl, 28.2.2017)