Seit 2015 wird die Sitzplatzauslastung im Burgtheater auf Empfehlung des Rechnungshofs nach einem neuen System gezählt: Sie sank dadurch von 81 auf 76 Prozent.

Holdingchef Christian Kircher präsentierte erstmals die Bilanz des Bundestheaterkonzerns. Anschaulich machte er die Konsolidierung der angeschlagenen Burg.

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Wien – Drei Jahre ist es her, dass die Finanzmisere am Burgtheater den staatlichen Bühnenkonzern Bundestheater-Holding GmbH gehörig ins Trudeln brachte. Nun dürfte sich das Firmengeflecht, das Staatsoper, Volksoper, Burgtheater und das Ausstatterunternehmen Art for Art unter einem Dach versammelt, nachhaltig konsolidiert haben.

Anschaulich und um möglichst große Transparenz bemüht, präsentierte der neue Holdingchef Christian Kircher am Montag die Zahlen der abgelaufenen Spielzeit: Nach verlustreichen Vorjahren konnte man 2015/16 wieder rund 14 Millionen Euro Gewinn erwirtschaften.

Dass der Gewinn, der bis Herbst 2019 die steigenden Personalkosten decken und damit aufgebraucht werden soll, etwa gleich hoch ist wie die mit 2016 erfolgte Erhöhung der Basisabgeltung, steht in keinem direkten Zusammenhang: 46,7 Millionen Euro hat man etwa aus den Immobilienverkäufen, darunter das Stöcklgebäude im Hanuschhof, lukriert und teilweise auf die Töchter aufgeteilt, auch die Ticketerlöse sind in allen Häusern gestiegen, konzernweit auf 53,56 Millionen Euro (51,6 in Saison 2015/15). Einsparungen beim Personal betrafen den ganzen Konzern, vor allem aber das Burgtheater.

"Das Burgtheater ist gesund, aber man sieht noch das blaue Auge", fasste Kircher die Situation an der von den Malversationen der Vorgänger-Direktion in Bedrängnis gebrachten Sprechbühne zusammen. Von 2013 bis 2016 konnte der Verlust von 19,6 Millionen Euro auf ein Minus von 1,6 Millionen Euro (Stand 31. August) reduziert werden. "Die Ersparnis entspricht etwa einem Drittel des Jahresbudgets", so Kircher, der vor allem dem neuen Leitungsduo Karin Bergmann und Thomas Königstorfer Rosen streute.

"Außerordendlicher Sparkurs"

Ein solcher "außerordentlicher Sparkurs" bedeute massive Einschnitte, die "einem Künstlerherz wehtun", für die Zukunft wolle man daher dringend wieder mehr Spielraum für neue Produktionen schaffen – heuer waren es 20. Etwa ein Drittel der Geldlücke hat das Haus jedenfalls durch eigene Anstrengungen geschlossen, zwei Drittel wurden von der Holding beigesteuert.

Neben der "Pflicht der Aufarbeitung der Vergangenheit", die Kircher zu einer nüchtern formulierten Frohbotschaft veranlasste – "Ich darf berichten, dass der mittelfristige Fortbestand der Bundestheater gesichert ist" – hat man sich nicht zuletzt im Austausch gegen die Subventionserhöhung auch Leistungsvereinbarungen für die Zukunft auf die Fahnen geschrieben. Im Juni wurden diese sowohl mit dem Bundeskanzleramt als auch mit den Töchtern abgeschlossen, enthalten sind Punkte wie die stärkere Steuerung und Vereinheitlichung im Berichtswesen durch die Holding oder die Evaluierung der Auslastung von Ensembles und Spielstätten.

Sich in künstlerische Fragen einzumischen, "werde ich mich hüten", gestand Kircher. "Wenn ich etwas länger im Amt bin, werde ich da vielleicht einmal als Sparringpartner gesehen." Über Gagen und Engagements habe er nur dann zu diskutieren, wenn deswegen die Budgets steigen." Mit dem Subventionsgeber ist vereinbart, auf jeden Fall drei Jahre lang mit der angepassten Subvention von derzeit 162,9 Millionen Euro pro Kalenderjahr auszukommen, also im Herbst 2019 mit Null zu bilanzieren. "Als Ziel haben wir, auch ein viertes Jahr zu schaffen", so Kircher optimistisch. Danach muss eine weitere Erhöhung verhandelt werden, macht doch allein die Steigerung der Personalkosten jährlich 3,4 Millionen Euro aus. Weitere Immobilienverkäufe sind nicht möglich. "Jetzt ist wirklich das Tafelsilber übrig."

Bühnen mit Gewinn

Die Bilanzen der einzelnen Häuser weisen durchgehend positive operative Ergebnisse (Betriebserfolg) aus, die Kartenerlöse wurden bei allen drei Bühnen gesteigert, während die Besucherzahlen nahezu unverändert sind. Der Rückgang der Sitzplatzauslastung um 5,34 Prozent am Burgtheater (auf 76,13 Prozent) ist etwa zur Hälfte der auf Rechnungshof-Anregung erfolgten Umstellung der Berechnungsformel geschuldet.

Vorantreiben will Kircher Vereinheitlichungen im Rechnungswesen zur besseren Vergleichbarkeit und klar definierte Compliance-Bestimmungen. Beim Ticketing will man die Digitalisierung besser nützen. Derzeit beteiligt sich das Burgtheater als Pilotprojekt an der App Ticketgretchen des Wiener Bühnenvereins. Anschließend wolle man "schauen, ob wir auch eine eigene Ticketplattform schaffen können", so Kircher.

2019 stehen an der Spitze von Burgtheater und Art for Art Personalwechsel an, Kirchers Stellvertreter Othmar Stoß wird die Pension antreten. Der Holdingchef wünscht sich "rechtzeitige Ausschreibungen". Die Direktion des Burgtheaters will Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) noch im ersten Halbjahr 2017 ausschreiben. Wann in der Causa Burgtheater das Strafverfahren eröffnet wird, wusste Kircher nicht zu berichten: "Alles wartet auf die Staatsanwaltschaft". (APA, stew, 27.2.2017)