Es hat 2009 funktioniert. Es hat auch 2013 funktioniert. Warum also sollte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel dann 2017 ihre Strategie ändern?

Im Bundestagswahlkampf 2009 hieß ihr sozialdemokratischer Herausforderer Frank-Walter Steinmeier, er hatte Beißhemmungen gegen Merkel, also gab es bloß einen weichgespülten Wellnesswahlkampf, die Kanzlerin warb ohnehin für ihr "Weiter so!".

Vier Jahre später stand ihr der ehemalige Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) gegenüber. Der war vom Naturell her deutlich aufgeweckter als Steinmeier. Doch als dann lange vor der Wahl schon klar war, dass er Merkel nicht verdrängen können werde, war es auch nicht mehr so spannend. Und Merkel warb für ihr "Weiter so!".

Nun ist Martin Schulz an der Reihe, und der sitzt Merkel tatsächlich im Nacken. Es ist kein Wunder, dass die Nervosität in der Union ob der Merkel'schen Ruhe und Gelassenheit steigt. Doch es ist nicht allein Schulz, der das Zeug dazu hat, zur echten Bedrohung zu werden.

Die Konstellation ist eine andere als in den für Merkel bequemen Jahren 2009 und 2013. Damals war sie so beliebt, dass die Deutschen gar nicht genug von ihr bekommen konnten. Jetzt aber, nach zwölf Jahren Kanzlerschaft, hat sich offensichtlich das in der Union lange Undenkbare eingestellt: eine gewisse Merkel-Müdigkeit. Sie dürfte steigen, wenn Merkel nicht bald kämpferischer wird. (Birgit Baumann, 27.2.2017)