Innsbruck – Skibindungen lösen bei Frauen seltener aus und führen dadurch häufiger zu Knieverletzungen. Mit diesem Phänomen setzt sich ein Tiroler Sportwissenschafter in seiner Dissertation auseinander. "Mich interessieren hier vor allem die geschlechtsspezifischen Aspekte", sagt Markus Posch im Magazin wissenswert der Uni Innsbruck.

Knieverletzungen kommen im Skisport häufig vor. Im alpinen Skilauf würden jedoch Frauen doppelt so häufig derartige Verletzungen erleiden wie Männer, erklärte Posch. Durch Befragungen wisse man, dass das mit den Skibindungen zusammenhänge. "80 Prozent der befragten Frauen mit einer Knieverletzung gaben an, dass sich ihre Bindung zum Zeitpunkt des Sturzes nicht gelöst hat, bei den Männern sind es nur rund 60 Prozent", sagt der Sportwissenschafter.

Warum Bindungen bei Frauen weniger häufig auslösen als bei Männern, liege möglicherweise an zu hoch eingestellten Auslösemomenten der Skibindungen. Fachhändler stellten Bindungen nach einer Iso-Norm individuell für den jeweiligen Skifahrer ein. Dabei spielen neben dem selbsteingeschätzten Skikönnen vor allem Größe und Gewicht des Skifahrers und die Länge der Skischuhsohle eine Rolle. Das Geschlecht werde bei diesen Einstellungen allerdings nicht berücksichtigt.

Dissertationsprojekt

In seinem vom Tiroler Wissenschaftsfonds (TWF) geförderten Dissertationsprojekt untersucht Posch diese Unterschiede nun genauer: "Wir sehen uns das im Labor mit unverletzten Versuchspersonen an. Auf einer Kraftmessplatte werden Ski mit der individuell nach Iso-Norm eingestellten Bindung montiert, und weibliche Versuchspersonen müssen mit ihren Ski versuchen, ihre Bindung am Vorderbalken selbst auszulösen, indem sie ihr Bein nach innen drehen."

Dadurch erhalte der Forscher Daten darüber, wie häufig die Versuchsperson in der Lage ist, die Bindung selbst auszulösen. Zudem sehe er auch, wie nah am Auslösen eine Bindung war, die geschlossen bleibt. "Wir haben die

Versuche auch mit Männern durchgeführt, und selbst da zeigt sich, dass bei Bindungen, die nicht auslösen, Männer deutlich näher am Grenzwert waren als Frauen", so Posch. Dies sei im Ernstfall entscheidend. (APA, 1.3.2017)