Clemens M. Hutter, "Christian Doppler". € 19,95 / 176 Seiten. Verlag Anton Pustet, Salzburg, 2017

Cover: Verlag Anton Pustet

Wolfgang Amadeus Mozart ist in der Stadt Salzburg allgegenwärtig: Mozartsouvenirs, Mozartplatz, Geburtshaus, Wohnhaus, Mozartkugeln; ja sogar Amadeus-Badeenten gibt es. Der zweite große Sohn der Stadt, der Physiker und Astronom Christian Doppler, ist weit weniger prominent vertreten. Eine Gedenktafel, eine kleine Straße, eine Schule, die Landesnervenklinik, ein Parkplatz und das Doppler-Konfekt der Konditorei Fürst erinnern an ihn.

Dabei ist, wie Clemens M. Hutter in seiner kürzlich erschienenen Biografie schreibt, "Christian Doppler der für die Menschheit bedeutendste Salzburger". Der Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), Anton Zeilinger, hat das von Doppler entdeckte Phänomen als "Jahrtausendeffekt" bezeichnet.

Diesen Dopplereffekt kennen die meisten irgendwie noch aus dem Physikunterricht: Doppler entdeckte, dass sich die Wellenlängen – etwa von Licht oder von Schall – je nach Entfernung zum Empfänger ändern. Er schaffte damit die Basis für viele Anwendungen, die heute von Milliarden Menschen genutzt werden. Der Ex-Ressortchef für Außenpolitik bei den Salzburger Nachrichten Hutter legt auf diese Anwendungen besonderen Wert.

Immerhin hatte der 1853 verstorbene Wissenschafter selbst formuliert: "Die lohnendsten Forschungen sind diejenigen, welche, indem sie den Forscher erfreu'n, zugleich der Menschheit nützen."

Populärwissenschaftlich erklärt Hutter die Funktion von Radar, Sonar oder Ultraschall in der Medizin: Dinge, die auf der Forschung von Christian Doppler beruhen. Die Überwachung des internationalen Flugverkehrs durch Drehfunkfeuer beispielsweise wäre ohne Radar nicht möglich.

Jubiläum: 175 Jahre

Äußerer Anlass für Hutters Buch ist das 175-Jahr-Jubiläum des Dopplereffektes, das heuer begangen wird. Die Wissenschaftswelt werde dieses unter anderem mit einem hochkarätigen Kongress im Juni in Salzburg feiern, berichtet Hutter im STANDARD-Gespräch.

Er beklagt, dass in Salzburg selbst dem wegweisenden Wissenschafter nicht genügend Aufmerksamkeit zukommt. Initiativen, etwa den Makart-Steg im Zentrum von Salzburg in Doppler-Steg umzubenennen, seien von der Stadtpolitik – allen voran Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) – abgewimmelt worden.

Tatsächlich kennt in Salzburg kaum jemand die Geschichte des 1803 in eine Steinmetzfamilie Geborenen oder das Doppler-Haus. Obwohl dieses kaum zentraler liegen könnte – im Dreieck Landestheater, Österreichischer Hof und Mozarts Wohnhaus.

Die Geringschätzung durch "die Provinzler" (Hutter) hat der Physiker zu Lebzeiten freilich nicht in seiner Heimat, sondern in Wien erfahren müssen. Dopplers Theorie wurde von maßgeblichen Kräften der Akademie in Wien bekämpft. Folgt man Hutters Biografie, dürften dabei mehr Neid und Missgunst gegen den Steinmetzsohn aus Salzburg im Spiel gewesen sein, als wissenschaftliche Expertise. Letztlich wurde der 1853 bei einem Kuraufenthalt in Venedig verstorbene Doppler erst durch Albert Einstein endgültig rehabilitiert. (Thomas Neuhold, 3.3.2017)