Markus Fuchs trainiert vornehmlich in der Südstadt. Das nächste Ziel ist die Hallen-EM in Belgrad, das Fernziel sind die Spiele 2020 in Tokio.

Foto: ÖLV/Jean-Pierre Durand

Wien/Belgrad – In der Aula des Wiener Uni-Sportzentrums Auf der Schmelz sticht Markus Fuchs nicht heraus. Er ist 1,76 Meter groß, darauf verteilen sich 72 Kilogramm. Er hat das Gefühl, dass bei der Prüfung, aus der er gerade kommt, "alles gut gegangen ist". Fuchs, 21 Jahre alt, studiert Sportwissenschaften im zweiten Semester. Aus der Norm fällt er als Läufer, als Sprinter, um genau zu sein. Der Perchtoldsdorfer ist der schnellste Österreicher – 6,70 Sekunden über 60 Meter sowie 10,36 Sekunden über 100 Meter stehen zu Buche. Seit Jahren war keiner hierzulande so flott.

Markus Fuchs tritt durchaus bewusst dem Bild entgegen, das sich die Öffentlichkeit von Sprintern macht. "Entweder muskelbepackt oder gedopt oder beides", so würde er es beschreiben. "Und ich möchte dieses Bild verändern." Am Wochenende geht Fuchs bei der Hallen-EM in Belgrad an den Start, Kundige trauen ihm den Aufstieg ins 60-m-Semifinale zu. Österreich ist in Belgrad mit vier Damen und vier Herren vertreten, zu Fuchs gesellen sich Stephanie Bendrat (60 m Hürden, 60 m), Ivona Dadic, Verena Preiner (beide Fünfkampf), Ekaterina Krasovskiy (Hochsprung) sowie Dominik Distelberger (Siebenkampf), Julian Kellerer (Dreisprung) und Andreas Vojta (3000 m).

"Die genaue Definition des perfekten Sprinters gibt es nicht", sagt Fuchs. Selbst in großen Finalläufen seien Größere wie Kleinere, Schlankere wie Stärkere vertreten. Fuchs wird nie ein hünenhaftes Kraftpaket sein. "Bei mir geht es nicht so sehr darum, Muskelmasse aufzubauen, eher geht es um Kräftigung der vorhandenen Muskulatur und Verbesserung der Explosiv- und Reaktivkraft." Er schaut sehr auf sich und seinen Körper. Als er vor drei Jahren Probleme mit der hinteren Oberschenkelmuskulatur hatte, stellte er gezielt sein Training um. "Ich kombiniere jetzt ein Schnellkraft- und ein Krafttraining, trainiere nur noch einmal am Tag, dafür länger. Das bringt mir mehr als zwei Einheiten, und ich hab' mehr Regenerationszeit."

In Perchtoldsdorf gibt es nicht nur Heurigen, sondern auch einen Turnverein, er war für Markus die erste sportliche Anlaufstelle. Der Turnlehrer erkannte sein läuferisches Potenzial und reichte ihn sozusagen weiter. Als Leichtathlet wurde Fuchs von Victoria Schreibeis, selbst mehrmalige Meisterin im Hürdensprint, entdeckt, sie ist beim ULC Riverside Mödling nach wie vor seine Trainerin. Fuchs hat sich von jeder Saison zur nächsten verbessert. Nun muss er langsam feststellen, dass, nun ja, die Trauben immer höher hängen. "Aber 10,20 über 100 Meter trau' ich mir auf Sicht auf jeden Fall zu."

Unterstützung erfährt Fuchs, der vornehmlich in der Südstadt trainiert, von seinem Verein, vom Verband, von der Sporthilfe, vom Team Rot-Weiß-Rot, von Ausrüster Nike, seit kurzem auch vom Bundesheer. 2016 hatte er die Aufnahme in den Spitzensportkader knapp verpasst, da war er "schon gekränkt. Ich hatte das Gefühl, dass meine Leistungen nicht wertgeschätzt werden." Er arbeitete vorübergehend in der SCS-Filiale der Modekette Zara, um nebenbei Geld zu verdienen.

"Ein echtes Vorbild sein"

Der österreichische 100-m-Rekord liegt bei 10,15, fixiert hat ihn 1988 Andreas Berger, der erstens ein Kraftpaket war und zweitens später des Dopings überführt wurde. "Er ist für mich keine Reizfigur", sagt Fuchs, betont aber auch: "Ich will ein echtes Vorbild sein." So gesehen sind die 10,15 durchaus eine Reizmarke. Das Limit für die Freiluft-WM (August, London) liegt übrigens bei 10,12 Sekunden. Fuchs muss auch darauf hoffen, dass künftig weniger strenge Maßstäbe angelegt werden. Seine großen Ziele? "Bei den Spielen 2020 in Tokio dabei sein und Bergers Dopingrekord auslöschen. Aber ich weiß", sagt Markus Fuchs, "das wird nicht einfach." (Fritz Neumann, 28.2.2017)