Krakau/Wien – Der Sohn des einstigen hochrangigen NS-Funktionärs Otto von Wächter hat drei von seiner Familie geraubte Gemälde an Polen zurückgegeben. Die im Zweiten Weltkrieg entwendeten Kunstwerke würden von Experten untersucht und anschließend voraussichtlich in Krakau ausgestellt, teilte die Regionalbehörde der südpolnischen Stadt mit.

Dort waren sie von der Familie des aus Österreich stammenden SS-Führers Wächter, der damals Gouverneur von Krakau war, mitgenommen worden. Der 1901 in Wien geborene Sohn des späteren Heeresministers Josef (Freiherr von) Wächter war ein früher österreichischer Nationalsozialist gewesen und soll auch beim Juliputsch 1934, bei dem Bundeskanzler Engelbert Dollfuß ermordet wurde, führend beteiligt gewesen sein. Während des Zweiten Weltkrieges war der SS-Gruppenführer (entspricht dem Rang eines Generalmajors) als Gouverneur der Distrikte Krakau und später Galizien tätig. Gegen Ende des Krieges wurde er Militärverwaltungschef in Italien. Er tauchte 1945 in Rom unter und starb dort 1949.

Freiwillig hatte sein Sohn Horst von Wächter das Diebesgut am Wochenende den polnischen Behörden übergeben und an andere deutsche und österreichische Nachfahren von Nazis appelliert, seinem Beispiel zu folgen. Dass ein Nachkomme Raubkunst zurückgebe, sei in der südpolnischen Region ein Präzedenzfall, hieß es von der polnischen Behörde.

Bei den Gemälden handelt es sich den Angaben zufolge um eine Landkarte Polens aus dem 18. Jahrhundert sowie ein Aquarell des Krakauer Potocki-Palasts "Pod Baranami" aus dem 19. Jahrhundert, auf dessen Rückseite Otto von Wächters Ehefrau Charlotte handschriftlich vermerkt hatte: "Blick auf Potocki-Palast – mitgenommen aus Krakau 1939". Im Zuge einer Recherche über den SS-General war die polnische Wissenschafterin und Politikerin Magdalena Ogorek durch eine Fotografie auf eines der Gemälde aufmerksam geworden und hatte die Gespräche in Gang gebracht. (APA/dpa,1.3.2017)