Die französischen Republikaner stecken in der Klemme: Egal ob sie an François Fillon festhalten oder einen unglaubwürdigen Ersatzkandidaten bestimmen, ihnen droht der sicher geglaubte Wahlsieg zu entgleiten. Auch wenn sie eine Notbremsung hinauszögern, der Wahltermin rückt näher. Die wohl einzige Alternative, der allseits respektierte Expremier Alain Juppé, zeigt keinerlei Lust, nach seiner Primärwahlschlappe gegen Fillon ersatzweise ins Rennen zu gehen.

Die Republikaner sind insofern auch ein Opfer ihrer gaullistischen Chefkultur: Diese ermöglichte es Fillon, nach seiner Nominierung auch gleich den Parteiapparat zu kontrollieren und damit jeden Aufstand im Keim zu ersticken. Die Konservativen, aber auch die Sozialisten und viele Bürger fragen sich, ob die Sackgasse namens Fillon nicht in der Mauer enden wird – das heißt im Wahlsieg der Rechtsextremistin Marine Le Pen.

So weit ist es noch nicht: Der wohl kürzeste Präsidentschaftswahlkampf der Fünften Republik ist keineswegs am Ende. Mit dem unabhängigen Emmanuel Macron, der Fillon schon überflügelt hat und Le Pen im Nacken sitzt, hat erstmals ein Parteiloser reelle Siegeschancen. Vieles deutet auf ein Duell Le Pen-Macron hin. Extreme Rechte gegen politische Mitte: Das wäre an sich schon ein Novum für ein Land, wo die Konservativen und Sozialisten das politische Leben seit den Zeiten de Gaulles bestimmen. (Stefan Brändle, 1.3.2017)