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Stefan Kraft ist auch für den Großschanzenbewerb zuversichtlich.

Foto: ap/schrader

Lahti – "Ich weiß, was ich zu tun habe", sagt Stefan Kraft. Von der Normalschanze ist er schon Weltmeister, im Mixed-Team holte er Silber. Und am Donnerstag steigt in Lahti der WM-Bewerb von der Großschanze (17.30). Nicht wenige trauen dem 23-jährigen Salzburger das zweite Gold zu. Zwei Einzeltitel bei einer WM – das haben noch nicht viele geschafft. Nur der Pole Adam Malysz (2003), Hans-Georg Aschenbach (DDR/1974), Gari Napalkow (UdSSR/1970) und der Norweger Björn Wirkola (1966). Also noch kein Österreicher. Kamil Stoch schaffte ebendieses Kunststück bei Olympischen Spielen (2014). Der Pole zählt neben dem Deutschen Normalschanzen-Silbermedaillengewinner Andreas Wellinger heute zu Krafts großen Herausforderern.

Kraft jedenfalls hat noch nicht genug. Der insgesamt vierfache WM-Medaillengewinner weiß um seine Möglichkeiten im Einzel wie auch mit dem Team am Samstag. "Ich möchte gar nicht mehr so an den Medaillen festhalten. Ich weiß, dass ich auf der Großschanze sehr gute Chancen habe." Der Pongauer will "wieder mitmischen. Die Konkurrenz ist sehr stark, es muss alles zusammenpassen, das möchte ich wieder hinkriegen."

Malysz, der frühere polnische Superstar, ist als Manager des von Stefan Horngacher trainierten Teams bei der WM und hofft natürlich auf Medaillen für sein Land. Im ersten Einzelbewerb waren Stoch und Maciej Kot als Mitfavoriten Vierter und Fünfter geworden. "Wir wollen mehr, beide haben das Potenzial dazu", sagte Malysz. Stoch war 2013 im Val di Fiemme schon Großschanzen-Champion. Wellinger, bei diesen Titelkämpfen wie Kraft bereits mit Gold (Mixed) und Silber geschmückt, "kann jetzt befreit drauflosspringen. Alles, was jetzt noch kommt, ist Zugabe." Der 21-jährige Bayer will "aber um jeden Meter kämpfen".

Hayböck ist happy

Krafts Kumpel Michael Hayböck ist nach Rang sechs im Einzel und Mixed-Silber mit seinem Aufwärtstrend zufrieden. "Ich bin happy, wie die WM bisher verlaufen ist", sagte der Oberösterreicher. Bei der WM in Falun vor zwei Jahren war er nur 21. vom kleinen Bakken gewesen und im Mixed Vierter. "Das zeigt mir, dass ich diesmal, obwohl ich nicht mit bester Form hergekommen bin, einen sehr großen Schritt geschafft habe."

Seine Sprünge beim Weltcupsieg auf der gleichen Schanze vor einem Jahr hat er sich auf Video angeschaut und durchaus auch einen kleinen Schritt zurück gemacht. "Ich habe bei meinem Bakken die Standhöhe gegenüber letztem Jahr verändert", verriet Hayböck. Da handle es sich zwar nur um ein paar Millimeter, aber das wirke sich gleich sehr aus. "Die Formkurve schaut nach oben."

Kraft und Hayböck können in Lahti übrigens auf die Unterstützung ihres persönlichen Betreuers Patrick Murnig zählen. Der Tiroler, dessen Agentur Kraft, Hayböck und den nordischen Kombinierer Mario Seidl vermarktet, begleitet die zwei Skispringer seit sechs Jahren als "systemischer Coach". Kraft zieht daraus auch bei der WM viel Positives. "Patrick kennt mich sehr gut, er sieht als Außenstehender andere Dinge und achtet darauf, dass ich auf dem Boden bleibe und den Plan weiterverfolge."

Krafts Bodenständigkeit verhilft ihm zu durchaus hohen Beliebtheitswerten. "Ich kann mich einfach so geben, wie ich bin, ich muss mich nicht verbiegen", sagte er in Lahti. Murnig verhehlt nicht, dass die Persönlichkeit und die Erfolge des Ex-Tourneesiegers auch das Interesse von Sponsoren wecken. Krafts Vertrag mit seinem Kopfsponsor (Manner) ist langfristig angelegt und läuft vorerst bis nach der Heim-WM 2019. Angeboten in anderen Bereichen stehe man aber offen gegenüber, sagte Murnig.

Der Tiroler Manuel Fettner, der ebenfalls mit rosa Helm springt und Zwölfter von der Normalschanze war, sowie der Oberösterreicher Markus Schiffner komplettieren das ÖSV-Quartett im Großschanzenbewerb. Letzterer hatte sich in der internen Quali gegen Gregor Schlierenzauer und Andreas Kofler durchgesetzt.

Selbstverständlich freute sich der 24-Jährige "extrem über die Entscheidung". Schiffner kommt somit zu seinem WM-Debüt. Schlierenzauer gab sich als fairer Verlierer. "Die Entscheidung, dass Markus Schiffner springt, geht sehr schwer in Ordnung, und ich möchte ihm alles Gute wünschen." Mit der Medaillenentscheidung wird er im Gegensatz zu Kraft eher nichts zu tun haben. Und der Salzburger weiß ja, was er zu tun hat. (APA, red, 1.3. 2017)

Skispringen Herren – Qualifikation Großschanze:

1. Antti Aalto (FIN) 123,4 Punkte (128,5 m) – 2. Andreas Stjernen (NOR) 121,8 (125) – 3. Daiki Ito (JPN) 116,3 (121,5) – 4. Viktor Polasek (CZE) 114,8 (119,5) – 5. Simon Ammann (SUI) 114,5 (124) – 6. Jarkko Määttä (FIN) 113,5 (119,5).

Weiter: 22. Markus Schiffner (AUT) 115,5 (102,3)

Vorqualifiziert: Peter Prevc (SLO) 127,5 – Manuel Fettner (AUT) 121,5 – Kamil Stoch (POL) 113,5 – Stefan Kraft (AUT) 118,5 – Andreas Wellinger (GER) 114 – Michael Hayböck (AUT) 110,5 – Daniel-Andre Tande (NOR) 113,5