Tierschutzorganisationen fordern wissenschaftliche Untersuchungen, warum der Fischbestand in Niederösterreich zurück geht, bevor 40 Otter geschossen werden.

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Wien – Die Wogen rund um den Fischotter gehen weiter hoch. In Niederösterreich sollen 40 Stück getötet werden. Als Grund wird vor allem der Rückgang der Fischbestände genannt. Derzeit wird der Bestand in dem Bundesland auf 600 bis 800 Tiere geschätzt. Am Donnerstag meldete sich auch das Naturhistorische Museum Wien (NMW) zu Wort und schloss sich der Petition gegen den Abschuss an. Dessen Generaldirektor Christian Köberl betonte, dass Fischotter ein wichtiger Teil naturnaher Fließgewässer seien und in ganz Europa gemäß der EU-Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie Schutz genießen.

Naturschutzorganisationen appellierten am Donnerstag an Landesrat Stephan Pernkopf (ÖVP), dass die zunächst in Lebendfallen gefangenen Otter nicht geschossen, sondern umgesiedelt werden sollen. "Vom Land Niederösterreich gibt es dazu den Hinweis auf wissenschaftliche Studien, wonach selbst Fischotterexperten eine Umsiedlung sehr skeptisch und als Placebo betrachten, weil die Tiere durch die Umsiedlung dennoch zu Tode kommen würden", heißt es zu dem Vorschlag aus dem Büro des Landesrats auf Nachfrage des Standards.

Untersuchungen zu Fischbestand gefordert

"Ein Abschlussplan, der auf keiner wissenschaftlichen Basis beruht, ist für uns ein fauler Kompromiss", meint hingegen Christian Pichler vom WWF. Die Anzahl der Otter, die bejagt werden dürfen, sei "aus der Luft gegriffen". Solange der Abschussbescheid noch nicht vorliege, sollte man alle Alternativen prüfen. Die Tierschutzorganisation forderte erneut eine Untersuchung der Gründe, warum der Fischbestand abnimmt.

Am 3. März wird weltweit der Tag des Artenschutzes begangen. Dieses Datum sei "jedenfalls kein Tag zum Feiern, nimmt es doch Österreich mit dem Schutz bedrohter Arten nicht so genau", hieß es vonseiten des Wiener Tierschutzvereins (WTV). Die Interessen von einigen wenigen würden über den Tierschutz gestellt und das "ohne Rücksicht auf Verluste", sagte WTV-Präsidentin Madeleine Petrovic.

Heimische Fische aussetzen

Der Otter war in Österreich schon fast ausgestorben. Dank Artenschutzprojekten erholt sich die Population der Fischotter seit rund zehn Jahren wieder. Unter naturnahen Voraussetzungen ist ein Nebeneinander von Räubern und Beute möglich: Der WWF weist darauf hin, dass sich etwa die Fischfauna an der Schwarza in Niederösterreich trotz der Anwesenheit des Fischotters und sogar des Kormorans gut entwickelt hat.

Viele Fließgewässer in Österreich werden für die Fischerei genutzt. Grundlegend sei, wie in einem Artikel der Tiroler Fischereiverbände ausgeführt werde, welche nachgezüchteten Jungfische ausgesetzt werden. Heimische Arten sind widerständiger. In einem Pilotprojekt wurden der sogenannte "Besatz" mit Regenbogenforellen und das Einbringen fangfähiger Bachforellen verboten und stattdessen ausschließlich Bachforelleneier eingebracht. Die Ergebnisse bewerten die Fischer positiv: Es gebe wieder viele Forellen in allen Größen. Auch an den Bächen im Mühl- und Waldviertel sind Fischbestände in Anwesenheit des Otters recht stabil. (july, 2.3.2017)