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Die Konkurrenz liegt vor Johannes Rydzek am Boden.

Foto: AP/Stache

Lahti – "La-La-La" sagte beziehungsweise sang Johannes Rydzek und hielt sich die Ohren zu, als die düpierte Konkurrenz auf der Siegerpressekonferenz ein weiteres Loblied auf Lahtis Kombinierer-König anstimmte. "Dabei will ich doch einfach nur Spaß haben und meine Rennen genießen", sagte Rydzek, dem der Trubel nach seinem dritten Gold-Coup bei der WM in Finnland doch ein wenig viel war. Er machte also Spaß, die Mitbewerber machten großen Augen.

"Er ist einfach der Beste, und er ist noch lange nicht am Ende", sagte der Franzose Francois Braud, am Mittwoch Dritter bei Rydzeks zweitem Einzel-Gold. Der zweitplatzierte Japaner Akito Watabe, verbeugte sich höflich "vor einem großartigen Typen und Athleten". Und natürlich, das musste dann auch der nun insgesamt fünfmalige Weltmeister Rydzek zugeben, "ist es ja besonders schön, so etwas aus dem Mund von Kontrahenten zu hören".

Damit musste es dann aber auch gut sein, schließlich ist Rydzeks Goldmission noch nicht beendet. Heute geht es gemeinsam mit Eric Frenzel um den Teamsprint und um den letzten Titel, den sich der Kombi-Kannibale noch nicht gekrallt hat. Den halten seit der WM 2015 Braud und sein schon zurückgetretener Landsmann Jason Lamy Chappuis. "Ich freue mich schon", sagte Rydzek: "Mal schauen, was noch geht." Jede Nation darf nur ein Duo stellen, also sind Silber und Bronze zu haben, auch Österreich rechnet sich diesbezügliche Chancen aus.

Die deutschen "Dominierer", dieses zumindest halbwitzige Wortspiel drängt sich förmlich auf, stehen vor der historischen Krönung: Noch nie hat ein Kombinierer viermal WM-Gold in einem Jahr geholt, noch nie ist das auch nur einer Nation gelungen. Der erfolgreichste Kombinierer der WM-Geschichte und der erfolgreichste Deutsche bei nordischen Titelkämpfen überhaupt ist der erst 26-jährige Rydzek aus Oberstdorf im Allgäu ohnehin schon.

Gleichgültigkeit

Die deutsche Hegemonie, das ist die Schattenseite des Gold-Glanzes, sorgt allerdings auch für ein Stück internationaler Gleichgültigkeit. "Meine Freunde haben mir gesagt, dass sie sich das nicht mehr im Fernsehen anschauen, weil ohnehin immer die gleichen gewinnen", sagte Braud.

Die zweite Einzelkonkurrenz war anders als der deutsche "Sweep" mit Rydzek, Frenzel, Rießle, Kircheisen auf den ersten vier Plätzen des Auftaktrennens eine spannendere Angelegenheit, aber auch nur deshalb, weil es die Deutschen kollektiv auf der Schanze verblasen hatte. Dennoch siegte einer vom ihnen, zum 20. Mal in 21. Einzelrennen des Winters. Nur in Sapporo, als Rydzek, Frenzel, Rießle fehlten, durfte Watabe gewinnen. Normalerweise wäre er Vierter geworden. Es ist eine Situation, die an die Fadesse der 90er erinnert, als die Japaner um Kenji Ogiwara quasi die Deutschen von heute waren. Auf dem Höhepunkt des Nippon-Nonplusultras gewannen sie den Teamwettbewerb der WM 1993 mit fast vier Minuten Vorsprung auf Norwegen und achteinhalb auf die drittplatzierten Deutschen.

Der Weltverband Fis schraubte daraufhin an den Wettbewerbsformen, machte die Formate weniger sprunglastig, bis schließlich Japans Jubelära vorbei war, andere Nationen konkurrenzfähig waren. Müssen also Rydzek und Co. befürchten, von der FIS eingebremst zu werden?

Wahrscheinlich nicht, schließlich sind die Deutschen sowohl auf der Schanze als auch in der Loipe eine Klasse für sich, ihnen wäre jedes Wettkampfformat recht. "Es ist ein Mix aus allem, der uns erfolgreich macht", sagt Rydzek. Die Ohren wird er sich wohl noch oft zuhalten müssen. (sid, red, 2.3.2017)