Wer viele Kilos auf die Waage bringt, erhöht auch sein Risiko für Krebserkrankungen des Verdauungssystems und Krebsarten mit hormonellem Bezug.

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Adipositas kann zu chronischen Leiden wie Diabetes-Typ-2 und Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems führen – das ist weitgehend bekannt. Nun konnten Forscher in einer Untersuchung früherer Studien auch den Zusammenhang zwischen extremen Übergewicht und einigen Krebsarten bestätigen.

Durchgeführt wurde die Studie von einem internationalen Forschungsteam unter der Leitung von Maria Kyrgiou und Kostas Tsilidis vom Imperial College London, die kürzlich im British Medical Journal (The BMJ) erschienen ist.

Schwierige Beweisführung

Es gibt eine Vielzahl an Studien, die einen Zusammenhang zwischen Krebs und Adipositas festgestellt haben. Allerdings bestand Zweifel an der Aussagekraft dieser Studien, wie die Maria Kyrgiou und ihr Wissenschaftlerteam betonen. Der Grund: Zum Teil weisen die Untersuchungen ein mangelhaftes Studiendesign und Mankos in der Durchführung auf. Das gab den Ausschlag dafür, dass die Forscher nun eine umfassende Überprüfung der Studien vornahmen.

Die Wissenschafter führten eine Literaturrecherche durch und identifizierten 204 Meta-Analysen, die insgesamt 2.179 Studien inkludierten und den Zusammenhang zwischen Fettleibigkeit und Krebs untersuchten. Insgesamt wurde darin die Korrelation von Adipositas und 36 Krebsformen analysiert.

Risikosteigerung um bis zu 56 Prozent

Nur 13 Prozent der untersuchten Meta-Analysen lieferten statistisch signifikante Ergebnisse hinsichtlich einer Krebserkrankung und Fettleibigkeit. Demnach konnten acht Krebsarten mit hoher Evidenz in Zusammenhang mit einer Zunahme des BMI (Body-Mass-Index) gebracht werden: Speiseröhren- und Knochenmarkkrebs, Dick- und Mastdarmkrebs bei Männern, Gallengangskarzinome, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Endometriumkarzinome bei Frauen vor der Menopause und Nierenkrebs.

Zusätzlich konnten die Wissenschaftler auch eine Verbindung von Gewichtszunahme und Gallenblasenkrebs, Magenkrebs, Eierstockkrebs und Multiple Myelome bestätigen.

Die berechnete Risikosteigerung mit jeder Zunahme des BMI um fünf Kilogramm pro Quadratmeter liegt zwischen neun Prozent bei Darmkrebs und 56 Prozent bei Gallengangskarzinomen. Das Risiko einer Brustkrebserkrankung bei Frauen nach der Menopause, die nie eine Hormonersatztherapie erhalten haben, steigt um elf Prozent pro fünf Kilogramm Gewichtszunahme pro Quadratmeter. Mit einem Anstieg des Tailen-Hüft-Verhälnisses um zehn Prozent erhöht sich die Wahrscheinlichkeit an einem Endometriumkarzinom zu erkranken um 21 Prozent.

Weitere Forschung erforderlich

Adipositas fördert der Meta-Analyse zufolge besonders Krebserkrankungen des Verdauungssystems und Krebsarten mit hormonellem Bezug. Auch das Risiko an anderen Krebsarten zu erkranken, könnte durch Fettleibigkeit gesteigert sein. Bei der Studie handelt es sich allerdings ausschließlich um eine Auswertung früherer Studien, die sich auf Beobachtungsdaten beziehen. Für die Untersuchung von Ursache und Wirkung seien weitere Forschungen notwendig, schreiben die Autoren. (red, 22.3.2017)