Die Menschen werden nach der Einnahme von Cannabis-Arzneimitteln ruhiger, entspannter und sind konzentrierter, so Experten.

Foto: APA/dpa/Oliver Berg

Die Grünen fordern den Entfall der Chefarztpflicht für Medikamente auf Cannabis-Basis. Gesundheitssprecherin Eva Mückstein wünscht sich eine Regelung wie in Deutschland, wo der Bundestag heuer ein entsprechendes Gesetz beschlossen hat. Der Schmerzmediziner Martin Pinsger erklärt dazu, dass Schmerzpatienten sehr davon profitieren würden.

Wie in Deutschland sollten getrocknete Cannabis-Blüten und Cannabis-Extrakte in kontrollierter Qualität auf ärztliche Verschreibung in Apotheken bezogen werden können, fordert Mückstein. Arzneimittel auf Cannabis-Basis sollten weiterhin rezeptpflichtig bleiben und von Ärzten mit einer speziellen Ausbildung verschrieben werden müssen. Die Chefarztpflicht sollte aber fallen.

Derzeit werden derartige Medikamente nur von etwa 40 bis 50 Ärzten in ganz Österreich verschrieben. Von den Chefärzten genehmigt werden nur rund 30 Prozent der Anträge, so Mückstein und Pinsger. Für die Patienten bedeutet eine Nichtgenehmigung Kosten von rund 200 Euro pro Monat. Die Grüne Gesundheitssprecherin wünscht sich, dass diese Arzneimittel für alle leistbar sein sollten.

Cannabis als Begleittherapie

Verschrieben werden Cannabis-Medikamente Schmerzpatienten etwa in der Palliativmedizin, bei Krebsdiagnosen, wobei eine Genehmigung von den Krankenkassen vor allem während der Phase der Chemotherapie erteilt wird. Auch MS-Patienten bekommen relativ leicht eine Bewilligung. Pinsger betont, dass diese Arzneimittel nicht süchtig machen. Allerdings ist damit alleine kein Erfolg zu erzielen. Es funktioniere nur begleitend zu einer Verhaltensänderung, oder etwa auch einer Physiotherapie.

Die Menschen werden nach Einnahme solcher Arzneimittel ruhiger, entspannter und sind konzentrierter, so Experten. Damit sei auch Autofahren kein Problem. Nicht geeignet sind sie für Jugendliche, Schwangere und Menschen mit Psychosen. Dramatische Nebenwirkungen sind laut dem Schmerzmediziner, der Cannabis-Medikamente selbst anwendet, nicht zu erwarten. In der Einstellungsphase kann es zu Mundtrockenheit und Schwindelgefühlen kommen, bei zu hoher Dosierung auch zu Kreislaufproblemen. Bei der Einnahme von Cannabinoiden können im Gegenzug Opiate reduziert werden, die wesentlich größere Nebenwirkungen haben.

Pinsger kennt den Fall eines Patienten, der 20 Jahre lang unter starken Kopfschmerzen litt. Am Ende schluckte er monatlich 540 Tabletten und verlor aufgrund seiner Probleme seine Familie, ehe ihm mit Cannabis-Medikamenten geholfen werden konnte. Der Schmerzmediziner schätzt, dass es in Österreich rund 50.000 bis 70.000 ähnlich gelagerte Fälle gibt. (APA, 3.3.2017)