Ein weißer Lieferwagen hält des Nachts an einer Tankstelle, ein Glatzkopf mit Lederweste zerrt ein Mädchen aus dem Inneren braust davon. Gelernte "Tatort"-Zuschauer atmen erleichtert durch.

Foto: ORF/ARD/Daniel Winkler

Vergangene Woche war wieder so ein Wendepunkt. Der ambitioniert gedachte, aber grauenhaft umgesetzte Ludwigshafener Improvisations-Tatort lehrte die Zuschauer Fürchten und Grauen in einem. Im Krimi ist das ein erwünschter Effekt, es war aber eher zum Davonlaufen. In der Härte gab es das davor nicht.

So gesehen liegt die Latte für Reto Flückiger (Stefan Gubser) und Liz Ritschard (Delia Mayer) am Sonntag tief: Schlimmer kann es nicht werden. Also wird man nicht sehr erschrecken, wenn am Beginn ein weißer Lieferwagen des Nachts an einer Tankstelle hält, ein Glatzkopf mit Lederweste ein Mädchen aus dem Inneren zerrt und davonbraust. Gelernte Tatort-Zuschauer atmen erleichtert durch. Ein Fall, bei dem über die Biografie einer Person ein soziales und/oder gesellschaftliches Unrecht angeprangert wird. Keine Experimente, das Erwartbare erwarten, zurücklehnen. So haben wir’s gern.

Es kommt einiges zusammen

Für Sarkasmus bleibt aber in der Folge wenig Raum. Konkret geht es um das tschetschenische Mädchen Nura (Yelena Tronina), das den Mörder seiner Mutter sucht und in dem Moment zum ersten Mal Schweizer Boden betritt, als im Stundenhotel der Kommissar und seine Geliebte zur Sache gehen und der Journalist im Nebenzimmer aus dem Fenster fällt und auf ein Autodach knallt. Es kommt so einiges zusammen.

Bei der Befragung sagt der alte Hotelportier: "Mein Oberstübchen funktioniert noch granatenmäßig." Solche Sätze muss man aushalten, ebenso lähmende Verhöre, einige unlogische Wendungen und einen enervierenden Dauersynthiebrechsound. Am Ende kommt es noch zum Showdown, die Letzten werden dann die Ersten sein. Nächste Woche Lürsen und Stedefreund, Bremen. (Doris Priesching, 4.3.2017)