Bild nicht mehr verfügbar.

Rapids Louis Schaub wird irgendwann wieder aufstehen. Der Sonntag würde sich anbieten.

Foto: Reuters/Foeger

Wien – Fredy Bickel ist Sportvorstand und kein Mediziner, er stellt aber trotzdem eine Diagnose. Zu behaupten, Rapid wäre pumperlgsund, würde an Scharlatanerie grenzen. Platz fünf in der Tabelle, 20 Punkte Rückstand auf den Ersten beziehungsweise zehn auf den Vierten, sind mehr als Symptome, das sind Fakten und im Fußball splitternackte Zahlen. Schnupfen ist es jedenfalls keiner. Zu harmlos. Fußpilz wäre eine Möglichkeit, allerdings ist der dem Schweizer zu hartnäckig. Bickel entscheidet sich für "eine verschleppte Grippe, die lange nachwirkt". Immer wieder gebe es Anzeichen für eine Genesung. "Und dann kommt ein plötzlicher Rückfall. Aus dem Nichts. Es ist alles sehr fragil, ein kleiner Windstoß reicht." Dennoch habe er das Gefühl, "dass es jeden Tag vorbei sein könnte". Vorbei im Sinne von Heilung. "Wir sind auf einem guten Weg."

Möglicherweise habe man auf die Impfung vergessen und dann die ersten Anzeichen der Grippe übersehen, die Symptome nicht bekämpft. "Aber darüber zu reden, macht jetzt keinen Sinn." Die Ergebnisse im Frühjahr weisen auf ein Krankheitsbild hin: 1:1 gegen die Austria, 0:0 gegen die Admira, 1:2 in Wolfsberg. Und am Sonntag kommt Spitzenreiter Red Bull Salzburg ins Allianz Stadion, 21.000 Karten wurden bis Freitag abgesetzt, immerhin wird der Patient noch besucht.

Bickel lehnt eine Diskussion über die Qualität des Kaders ab. "Jeder unternimmt alles, um gesund zuwerden. Sie sind gute Fußballer." Die Therapie könne nur lauten: "Pflegen, Verständnis haben. Auf Liegende zu treten, ist geschmacklos. Es geht nur mit Zuckerbrot."

An Führungsspielern mangle es nicht. "Es gibt ausreichend Leute, die vorangehen, die alle mitreißen wollen." Bickel nennt Christopher Dibon, Stefan Schwab, Mario Sonnleitner und Steffen Hofmann, obwohl der nur selten zum Einsatz kommt. "Trotzdem übt er eine wichtige Rolle aus. Sie versuchen, die Ansteckungsgefahr zu reduzieren, bis alle gesund sind."

Sensibler Schaub

Der 22-jährige Louis Schaub wurde von Trainer Damir Canadi in allen drei Partien nach rund einer Stunde ausgewechselt. Schaub ist Rapids Toptalent, er stand in den vergangenen Jahren im Fokus, ist mitunter an den eigenen und öffentlichen Erwartungen gescheitert. Bickel: "Er tut mir leid, ich will ihm helfen. Ihm geht es nicht gut, er ist sensibel. Er ist mit sich beschäftigt, kann den anderen nicht helfen, muss erst auf sich schauen, selbst gesunden. Das kann schnell gehen." Die Mannschaft habe seit Sommer 2016 einiges durchgemacht. Entlassung Trainer Zoran Barisic, Entlassung Trainer Mike Büskens und jetzt ist eben Canadi am Werk "Jeder hat neue Ideen, die Spieler mussten viel verarbeiten, sich umstellen." Canadi betont immer wieder, dass die Lösung "Arbeiten, Arbeiten, Arbeiten" sei. Bickel: "Dem ist nicht zu widersprechen." Natürlich werde das 3-5-2-System greifen. "Weil es die Mannschaft kann."

Immerhin habe man zuletzt wenig Torchancen aus dem Spiel zugelassen. Sieben der acht jüngsten Gegentreffer resultierten aus Standardsituationen. "Das müssen wir in den Griff kriegen, da geht es um Aufmerksamkeit, um Konzentration".

Sollte gegen Salzburg verloren werden, was überhaupt nicht auszuschließen ist, und die Partie am 12. März bei Sturm Graz ebenfalls in die Hose gehen, wäre Rapid von der Abstiegszone gar nicht mehr so weit entfernt. Bickel möchte das nicht thematisieren. "Weil die Mannschaft alles andere als dumm ist. Sie kennt ihre Situation ganz genau."

Die verschleppte Grippe wird intensiv behandelt. Bickel: "Ich bin überzeugt, dass Spiele die beste Medizin sind. Mir ist Salzburg recht." Der 51-Jährige ist erst seit Jänner im Amt. "Der Job ist wahnsinnig reizvoll." Und eine verschleppte Grippe sei weniger schlimm als chronischer Fußpilz. (Christian Hackl, 4.3.2017)