Der Münchner Aktionskünstler Wolfram Kastner forderte schon 1998 ein Mahnmal am historisch korrekten Ort zu errichten.

Wolfram Kastner

Ein schwarzer Aschekreis symbolisierte bei der Kunstaktion die Bücherverbrennung. Studenten lasen bei der Aktion aus verbrannten Büchern.

Wolfram Kastner

Salzburg – Es war die erste und einzig große Bücherverbrennung auf österreichischen Boden. Am 30. April 1938 wurden 1200 Bücher linker, jüdischer und christlich-sozialer Autoren vor dem Salzburger Residenzbrunnen verbrannt. Werke von Autoren wie Heinrich Heine, Stefan Zweig und Else Lasker-Schüler landeten auf dem Scheiterhaufen. Initiiert wurde die Bücherverbrennung von dem nationalsozialistischen Schriftsteller und Lehrer Karl Springenschmid.

Bisher erinnert lediglich eine kleine, erst 2011 angebrachte Tafel an der Fassade der Michaelskirche an die Bücherverbrennung. Das soll sich nach jahrelanger Diskussion und zahlreichen Entwürfen mit der Neugestaltung des Salzburger Residenzplatzes nun bald ändern. Bis 17. Februar konnten Künstler Entwürfe für das Mahnmal einreichen. Das Kunstwerk soll im Innenraum eines Kubus Platz finden, der in den Boden eingelassen wird und von oben einsichtig ist, heißt es in der Ausschreibung.

Mahnmal an den Rand gedrängt

Die Kosten für Errichtung und Honorar dürfen laut Stadt maximal 200.000 Euro betragen. Der Kunstbeirat wird als Jury den besten Entwurf auswählen. Im Gedenkjahr 2018, 80 Jahre nach der einzigen großen Bücherverbrennung soll das Mahnmal enthüllt werden.

Doch es gibt erneut Kritik an der Ausschreibung: Der Salzburger KZ Verband/Verband der AntifaschistInnen hat einen offenen Brief an den Kunstbeirat der Stadt, geschickt. Er appelliert, an die Verantwortlichen, den geplanten Standort nicht hinzunehmen. Laut Ausschreibungsunterlagen sei das Mahnmal nicht am historisch korrekten Ort nahe der Platzmitte vorgesehen, sondern soll am Rand des Residenzplatzes errichtet werden.

Historisch korrekter Ort gefordert

Das Kulturamt der Stadt begründete die Standortwahl in einem Schreiben an den KZ-Verbands mit der Nutzung des Residenzplatzes als Veranstaltungsort, etwa für den Rupertikirtag oder den Christkindlmarkt.

Die Stadt solle nicht die Chance vergeben, eines der wichtigsten antifaschistischen Mahnmale am historisch korrekten Ort zu errichten, fordert der KZ Verband. Werde das Mahnmal am Rand des Residenzplatzes situiert, "dann passiert das, was den Opfern des Nazi-Terrors und ihrer Nachfahren in der Zweiten Republik tausendfach widerfahren ist: Sie werden an den Rand gedrängt!", betont der Obmann des KZ Verbandes Josef Enzendorfer.

Der Salzburger Künstler Daniel Toporis machte mit einer künstlerischen Intervention den historisch richtigen Ort der Salzburger Bücherverbrennung sichtbar. Ganz neu ist die Debatte nicht: Schon 1998 hatte der Münchner Aktionskünstler Wolfram Kastner gemeinsam mit Bertolt Brechts Tochter, Hanne Hiob, ein Mahnmal am historischen Ort der Bücherverbrennung gefordert. (Stefanie Ruep, 05.03.2017)