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Trotz großer Menschenmenge bei der Kundgebung: Fillons Kampf geht wohl langsam zu Ende

Foto: AP Photo/Christophe Ena

"Sie denken, ich sei allein", beginnt Fillon seine Rede am Sonntagnachmittag vor zehntausenden Anhängern auf der Place du Trocadéro, und natürlich schallt ihm ein einziges "Non!" entgegen. Frankreichs konservativer Ex-Premier, im November triumphal zum Kandidaten der Republikaner bestimmt, seither aber in die Scheinjob-Affäre seiner Frau Penelope verstrickt, gibt sich kämpferisch. Und doch blieb am Ende der halbstündigen Rede das Gefühl zurück, dass Fillons Kampf langsam zu Ende geht. Der Kandidat muss zum Schluss selber gegen Tränen ankämpfen. Im Unterschied zu den Auftritten der vergangenen Tage gibt er keine Durchhalteparolen mehr aus.

In einer Sonntagszeitung meldet sich erstmals seit dem Bekanntwerden der Affäre Penelope Fillon zu Wort. Sie behauptet, sie habe wirklich für ihren Mann gearbeitet, liefert aber keine neuen Belege. Mitte März muss ihr Mann vor den Richter.

Immer einsamer

Das Gros der Republikaner ist deshalb bereits abgesprungen. Nach seinem Sprecher Thierry Solère verlor Fillon am Samstag auch seinen Wahlkampfchef Patrick Stefanini. Fillons Kampagne steht damit möglicherweise schon vor dem Aus, und die Kundgebung von Sonntag hatte etwas von einem letzten Aufbäumen des rechten Parteiflügels.

Die Republikaner-Partei scheint bereits umgesattelt zu haben, um die Wahlchancen einigermaßen zu wahren: Selbst ein betont Konservativer wie der Bürgermeister von Nizza, Christian Estrosi, schlug am Sonntag einen "alternativen Weg zu Fillon" vor. Das Einfachste sei, den Zweitplatzierten der Vorwahlen, Ex-Premier Alain Juppé, ins Rennen zu schicken: "Wir haben keine Zeit für Debatten, wer der Begabteste ist." Der erste Wahlgang der Präsidentschaftswahlen findet bereits am 23. April statt.

Auch Ex-Präsident Nicolas Sarkozy, der immer noch viele Fäden zieht, scheint sich mit Juppé abfinden zu können: Er vereinbarte am Samstag mit ihm, ein Treffen der Parteispitze auf Montag vorzuverlegen. Fillon wurde gar nicht erst gefragt, allerdings ist er immer noch legitimer Präsidentschaftskandidat der Partei: Wenn er nicht von sich aus verzichtet, kann und will Juppé nicht antreten.

.Am Sonntagabend erklärte er in einem TV-Interview auf die Frage, ob er sich zurückziehen werde: "Meine Antwort ist nein." Er sei offen für Gespräche, fügte Fillon an; aber er sei nun einmal der legitime Kandidat seiner Partei.

Le Pen oder Macron

Selbst wenn Fillon abtreten und Juppé in die Lücke springen sollte, bleibt offen, ob tatsächlich alle Fillon-Wähler ihm die Stimme geben würden. Viele könnten zur Ultranationalistin Marine Le Pen überlaufen. Umgekehrt könnte Juppé mit seinem konsensuelleren Kurs dem Mitte-Kandidaten Emmanuel Macron Stimmen wegnehmen. Wie die politische Kommentatorin Ruth Elkrief gestern meinte, ist "auf der französischen Rechten alles möglich". (Stefan Brändle aus Paris, 5.3.2017)