London – Was war das für eine Aufregung in diesem verschlafenen Nest London, als Land Rover das Tuch vom neuen Velar zog: Arrogant auf der Kensington High Street zum Design Museum wendende Range Rover, aus denen Langbeinige und Gutsituierte stiegen, Promi-Blitzlichtgewitter und ein Orchester für eine symphonische Dusche zum Höhepunkt.

Range Rover bleibt bei der mittels Evoque eingeführten Formensprache, denkt diese aber im Velar delikat weiter.
Foto: Jaguar Land Rover

Chefdesigner Gerry McGovern sprach von einem Neubeginn, einer Revolution in Reinheit, Pracht und Technik-Leadership: "The Velar changes everything." Um im selben Atemzug über die Konservierung der Range Rover-DNA, also der ikonografischen Erblast, zu schwärmen, auf die niemals nie vergessen werden dürfe.

Foto: Jaguar Land Rover

Zwischen den Welten

Ungeachtet des verliebten Geschwafels wurde tatsächlich ein wunderschönes Auto enthüllt, als überaus eleganter Vermittler zwischen dem konservativen Range Rover Sport und dem zur Jugend aufgebrochenen Evoque. Noch nie wurden die Kennzeichen der Marke wie der gerade, beinahe erratische Körper mit dem darüber schwebenden Dach so delikat und zart in Szene gesetzt. Nicht einmal Türgriffe durften den glatten Schmelz, den das ganze Auto umhüllt, unterbrechen. Sie warten bündig versenkt auf den Klick am Startschlüssel, um diensteifrig in die Hand zu gleiten.

Foto: Jaguar Land Rover

Kann es uns beeindrucken, dass 15.000 Menschen an der Entstehung des Velar beteiligt waren, am reduzierten Linien- und Flächenbild, an den ausgewogenen Proportionen mit knappem Überhang vorne und etwas längerem hinten, was an eine optisch hecklastige Bootsform gemahnt? Am aufgeräumten, Sauberkeit und ruhigen Purismus atmenden Innendesign mit zwei Screens und Touchpads am Lenkrad, die fast alle Knöpfe und Schalter eliminieren? Die Stoffe ausgesucht haben, die wertvoll wie Leder sind und die Sitzlandschaft alternativ beziehen? Kann uns dann noch der Preis eines solchen Autos beeindrucken? Oder bekommt man eine Luftfederung nicht günstiger? Noch dazu eine, die beim Ein- und Aussteigen hilft, weil sie die Kutsche automatisch ein wenig absenkt als Verbeugung vor der Herrschaft.

Foto: Jaguar Land Rover

Trotz allen seidigen Glanzes und champagnerperlenden Aussehens hüpft auch der Velar munter in den Gatsch. Wie jeder Range Rover. Den doppelten Rittberger auf Parkett und Geröll müssen sie alle können. Dafür hat er Adaptive Dynamics, Driveline Dynamics, Terrain Response und All Terrain Progress Control an Bord, deren Computerklugheit Fahrwerk und Antrieb jedem Untergrund anpasst und den Dandy zum bärbeißigen Abenteurer macht.

Foto: Jaguar Land Rover

Kraft dafür gibt man ihm in Form von sechs Motoren ausreichend mit. Der schwächste Diesel leistet 180 PS, ein V6 serviert aristokratische 380 PS. Mit der leichten Alukonstruktion und der erstaunlichen Windschlüpfrigkeit treten Fahrleistungen zutage, die sich mancher Sportwagen wünschen würde. Die Zuglast von 2,7 Tonnen kommt Leuten mit schweren Besitztümern zugute.

Foto: Jaguar Land Rover

Der Velar setzt den Range-Rover-Weg fort, bricht aber in eine Feingliedrigkeit und technische Raffinesse auf, die es der verwöhnten Klientel nahelegen könnte, ein kleines Downsizing zu wagen. Schließlich gehört der Velar zur Gruppe etwas kompakterer SUVs. (Andreas Hochstöger, 6.3.2017)

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