"I fühl mi natürlich sicher": Wolfgang Sobotka bei Martin Thür in "Klartext" auf ATV.

Foto: Daniel Novotny, ATV

So könnten sich Touristen, die Österreich nur aus alten Filmen der Nachkriegszeit kennen, den Innenminister vorstellen. Er sitzt lässig – man ist ja kein Preuß' – dem jungen Mann gegenüber, der ihn da impertinenterweise befragt. Die Stimme leicht heiser, der Ton salopp, ein Nuscheln, das an den großen Hans Moser erinnert. Doch Wolfgang Sobotka sitzt nicht beim Heurigen, sondern in einem goldweißen Sessel seines prunkvollen Ministeriums.

Sobotka war am Montag der erste Gast Martin Thürs in der neuen Staffel von "Klartext" auf ATV. Thür fragte Sobotka gleich – die Sendung dauert ja nur 22 Minuten, ob sich dieser sicher fühle. "Grüß Gott zerst amal", konterte Sobotka wie ein strenger Lehrer, "i fühl mi natürlich sicher."

Thür, der stets höflich und professionell hartnäckig blieb, kitzelte einiges aus dem Minister heraus, der gelegentlich auch laut und temperamentvoll den Rechtsstaat beschwor. Ja, er wolle mehr Befugnisse für die Polizei, aber Vorratsdatenspeicherung nur anlassbezogen. Die Aufregung um das Spaßdemoverbot bezeichnete Sobotka als "Sturm im Wasserglas". Es sei ihm nie um Spaßdemos gegangen, sondern darum, "dass wir ned Kurden und Türken hier demonstrieren lassen". Die Sorge, dass Migranten mit negativem Asylbescheid ohne Grundsicherung in Obdachlosigkeit und Kriminalität fallen, teile er nicht.

Die könnten eh ausreisen. Das österreichische Staatsgebiet verglich Sobotka dabei mit der Küche des Moderators Thür und ignorierte dessen Hinweise auf bestehende Gesetze, die Abschiebungen regeln. Als Sobotka wieder forsch fragte, was Thür machen würde, stellte dieser erfrischenderweise klar: "Ich muss gar nichts machen, Sie sind Innenminister." (Colette M. Schmidt, 6.3.2017)