Im vorigen Blogbeitrag sind wir über spontane Wege in Arschan im Sajangebirge gelandet. Wir haben uns vorgenommen, auch an diesem Tag wieder einige Fotos bei perfektem Morgenlicht zu schießen und haben den Wecker dementsprechend früh gestellt. Der Morgen beginnt – wieder einmal – mit einer kleinen Überraschung: Sowohl Heizung als auch Wi-Fi waren über Nacht ausgeschaltet worden. Da wir die einzigen Gäste sind, konnte man sich das schon einmal erlauben. Warum auch ein ganzes "Hotel" für zwei Personen heizen? Bei rund zehn Grad Celsius Innentemperatur und der Tiefsttemperatur des Trips, minus 28 Grad, begeben wir uns also auf die Reise.

Mongolei, wir kommen! 

Die einzige – befestigte – Straße im Tunka-Nationalpark, wie die Gegend im Süden Sibiriens genannt wird, führt schnurgerade durch den Nationalpark und endet an der mongolischen Grenze. Natürlich wäre das der optimale Zeitpunkt gewesen, sich den Traum einer kurzen Reise in die Mongolei zu erfüllen. Kleines Problem: Aufgrund unserer ursprünglichen Planung länger am Baikalsee zu bleiben, haben wir kein Visum für die Mongolei und natürlich auch nur ein Single-Entry-Visum für Russland. Wir beschließen trotzdem zumindest bis zur Grenze zu fahren, da uns der Weg dorthin von unserem russischen Freund bereits als interessant und szenisch beschrieben wurde – er sollte uns nicht enttäuschen!

Wir fahren in Arschan los und erreichen kurze Zeit später eine kleinere Siedlung namens Zhemchug, wo wir für einige Bilder stehen bleiben und den Sonnenaufgang genießen. Entlang des Weges Richtung mongolischer Grenze halten wir immer wieder an. Wir erkunden das Flussbett des Irkut, der parallel zur Straße verläuft, fahren durch einige kleinere Siedlungen und finden auch eine heiße Quelle. Zu Mittag essen wir in einer größeren Siedlung – im Gegensatz zu Irkutsk gibt es hier kaum traditionelles russisches Essen, sondern unter anderem auch eine Art Pizza, die man durchaus als genießbar bezeichnen kann. Spannend sind immer wieder unsere Tankstopps: Da wir kein Russisch sprechen, zeigen wir einfach die gewünschte Oktanzahl und Volumen auf dem Taschenrechner und siehe da, die Einheimischen wirken zwar etwas belustigt ob der grotesken Methode, doch es funktioniert perfekt.

Philipp Kurz mit gelbem Mantel im Flussdelta des Irkut.
Foto: Michael Prügl
Eine heiße Quelle am Rande der endlosen Straße Richtung mongolischer Grenze.
Foto: Michael Prügl
Eine Siedlung nahe der mongolischen Grenze, im Hintergrund das Sajangebirge.
Foto: Michael Prügl

Die Wasserfälle von Arschan

Nachdem wir die russische Grenze erreichen, gibt es für uns kein Weiterkommen mehr. Also geht es nochmal zurück nach Arschan. Im Berg- und Luftkurort gibt es einen Wanderweg und einige Wasserfälle zu bestaunen, die uns ebenfalls unser russischer Fotografenkollege empfohlen hat. Leider finden wir die Wasserfälle bereits zugefroren vor. Noch am selben Abend fahren wir zurück nach Irkutsk, um unseren Mietwagen zurückzubringen und das letzte Kapitel unserer Reise zu beginnen: Mit der transsibirischen Eisenbahn rund um den Baikalsee von Irkutsk nach Ulan-Ude, der Hauptstadt Burjatiens.

Die großteils gefrorenen Wasserfälle in Arschan.
Foto: Michael Prügl
Der Weg zu den Wasserfällen in Arschan.
Foto: Michael Prügl

Keine Fahrt mit der transsibirische Eisenbahn

Wir haben einen Nachtzug gebucht, der uns mit Abfahrt um 1:30 Uhr nach Ulan-Ude bringen soll. In Irkutsk treffen wir Dimitri, der uns zum Hauptbahnhof bringt. Als wir uns auf den Weg Richtung Gleise machen wollen, kommen uns Sicherheitsbedienstete entgegen. Auf Russisch vermitteln sie uns, dass wir nicht zu den Gleisen können. Dank Dimitri haben wir einen Übersetzer. In nächster Zeit wird also kein Zug von diesem Bahnhof abfahren. Wir sind einigermaßen verwirrt und stellen fest: der Zugfahrplan in Russland orientiert sich ausschließlich an der Moskau-Zeit, sprich unser Zug fährt erst um 6:30 Uhr in der Früh ab.

Wir müssen uns eingestehen, dass der Trip nach Ulan-Ude nicht umsetzbar ist, ansonsten würden wir unseren Rückflug verpassen. In Irkutsk gestrandet, checken wir nach einer langwierigen Herbergssuche im Hotel Europa ein. Der Name deutet schon an, dass es sich hier um ein eher teureres Hotel handelt. Wir zahlen umgerechnet 35 Euro pro Nacht und haben immerhin ein einigermaßen sauberes Zimmer inklusive Dusche. Da es sich um eines der teuersten Hotels in Irkutsk handelt, sprechen zumindest die Rezeptionisten Englisch, ansonsten ist das Personal eher zurückhaltend und versucht sich großteils in Arbeitsverweigerung.

Sonnenuntergang in Irkutsk.
Foto: Michael Prügl
Ein Fischer steht am Angara-Fluss in Irkutsk.
Foto: Michael Prügl

Grober Plan, Details vor Ort entscheiden

Fazit unserer Reise: Grober Plan, Details vor Ort entscheiden. Denn in Russland scheint es tatsächlich die sinnvollere Variante zu sein, sich vor Ort eine Unterkunft zu suchen und nicht auf Buchungsplattformen im Internet zu vertrauen. Eine grobe Reiseroute sollte schon vorbereitet sein, jedoch schadet es nicht, einige Alternativdestinationen in petto zu haben, sollte der ursprüngliche Reiseplan nicht ganz aufgehen. Sibirien, die dortige Kultur und die Landschaft, ist den Reisenden abseits klassischer Destinationen nur ans Herz zu legen. Die Region ist ein ganz spezielles Abenteuer für sich. (Michael Prügl, 10.3.2017) 

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