Presevo – Erstmals seit fast sieben Jahrzehnten hat am Dienstag ein albanischer Staatspräsident Serbien besucht. Bujar Nishani kam aber nicht zu Gesprächen mit der Staatsspitze nach Belgrad, sondern traf Angehörige der albanischen Volksgruppe in den südserbischen Gemeinden Bujanovac und Presevo an der Grenze zum Kosovo.

Kurz nach Mittag wurde Nishani in Bujanovac von einigen hundert einheimischen Albanern begrüßt. Die Straßen des Ortes waren schon seit Tagen mit Plakaten geschmückt, auf denen das Konterfei Nishanis mit der Aufschrift "Willkommen Präsident" in albanischer Sprache zu sehen war.

Der kommunistische Diktator Enver Hoxha hatte im Jahr 1948 als bisher letzter albanischer Staatschef Serbien besucht. Im November 2014 kam Premier Edi Rama zu einem ersten Besuch nach Belgrad. Seinen Gastgeber Aleksandar Vucic stieß Rama damals vor den Kopf, als er bei einer gemeinsamen Pressekonferenz die Unabhängigkeit des Kosovo als unumstößliche Tatsache bezeichnete.

Vor dem Besuch Nishanis war das offizielle Belgrad bemüht, Spannungen zu verhindern. So wurde versichert, dass der Besuch mit den serbischen Behörden vereinbart war. An der kosovarisch-serbischen Grenze wurde Nishani von einem Vertreter der serbischen Regierung begrüßt. Ministerpräsident Vucic bezeichnete es aber als "nicht schön", dass beim Empfang für Nishani die serbische Staatshymne nicht gespielt worden sei.

In den drei südserbischen Gemeinden an der Grenze zum Kosovo – Bujanovac, Presevo und Medvedja – leben etwa 80.000 Albaner. Bei einem von Belgrad nicht anerkannten Referendum hatten sie sich Anfang der neunziger Jahre mehrheitlich für den Anschluss an den Kosovo ausgesprochen. Im Jahr 2001 waren bewaffnete lokale albanische Milizen (UCPMB) wochenlang vergeblich bemüht, dies in Kämpfen mit den serbischen Sicherheitskräften durchzusetzen.

Vom Kosovo werden die Sezessionsbemühungen offiziell nicht unterstützt, um nicht Abspaltungstendenzen im mehrheitlich serbischen Nordkosovo zu fördern. Für Serbien ist das Presevo-Tal von großer strategischer Bedeutung, verläuft durch dieses doch eine wichtige Transitstrecke nach Mazedonien und Griechenland. (APA, 7.3.2017)