Themen, die an Frauenpolitik streifen, sind für gewöhnlich nicht einfach zu handhaben. Insgesamt werden auf dieStandard.at 14,5 Prozent aller Postings gelöscht. Dem steht eine Gesamtlöschquote auf derStandard.at von fünf Prozent gegenüber.

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Der Internationale Frauentag am 8. März steht für das Streben nach Gleichberechtigung mal als Kampf des weiblichen Geschlechts allein, mal als ein gemeinsamer solcher beider Geschlechter. Mit dieStandard.at gibt es ein Ressort, das sich der Frauenpolitik und der Frage nach dem Verhältnis der Geschlechter seit beinahe zwei Jahrzehnten auch an allen anderen Tagen des Jahres widmet.

Den Foren auf dieStandard.at kam in der Vergangenheit besonderes Augenmerk des Community-Managements zu. Sogenannte "Geschlechterthemen" sind, um die Erkenntnisse der vergangenen Jahre zusammenzufassen, immer ein eher schwieriges Feld in der Communityarbeit gewesen. Mit einer Löschquote von gesamt 14,5 Prozent gehört es zu den arbeitsintensivsten Ressorts.

Konsequente Communityarbeit zahlt sich aus

Als Reaktion auf und Protest gegen einen Anstieg problematischer und verhetzender Postings entstand die Idee des 2008 eingeführten "forenfreien Dienstags", an dem alle Foren auf dieStandard.at geschlossen blieben:

Ein Bedauern um die angeblich verlustig gegangene männliche politische Macht steckt wohl nicht wirklich hinter den persönlichen Kreuzzügen derjeniger, die im Minutentakt Postings absetzen, die Frauen per se als arbeitsscheu, zu emotional, zu irrational, zu klein, zu dick, zu alt, zu dünn, zu hässlich, arbeitsunfähig, zu selten gefickt, zu durchgefickt, zu dumm, zu laut, zu jammernd, zu schreihalsig, zu leise, zu zurückhaltend, zu anmaßend, zu verlogen, zu direkt, zu ehrgeizig, zu faul, zu herablassend, zu zickig, zu unkooperativ, zu humorlos, zu unernst, zu vernunftunbegabt, zu rational, zu vermännlicht, zu verweiblicht erachten.

Sechs Jahre lang blieb das so. Seit der erneuten Öffnung im Jahr 2014 wurde der Negativrekord aus dem Jahr 2009 mit 17,5 Prozent Löschquote nicht wieder erreicht. Die gute Nachricht ist also, es war alles einmal schlimmer. Die zweite gute Nachricht: Im laufenden Jahr 2017 mussten bisher so wenige Postings gelöscht werden wie noch nie zuvor. Konsequentes Community-Management, das sich durch aktiven Dialog mit den Postern, klare Standpunkte und Sichtbarkeit in den Foren zeigt, zahlt sich auch hier aus.

Weniger weibliche, mehr männliche User

Vor ziemlich genau 17 Jahren erschien auf dieStandard ein Artikel, der die "Männerdomäne Internet" zum Thema hatte. Untersuchungen hätten festgestellt, dass sich immer mehr Frauen ins Internet wagten. Dieser Trend hielt an, und heutzutage liegt der Frauenanteil beispielsweise auf derStandard.at in den vergangenen Jahren laut ÖWA Plus stabil bei 40 bis 45 Prozent.

Paradoxerweise verzeichnet derStandard.at als Gesamtangebot einen sanften, aber stetigen Anstieg an Posterinnen, also jenen Frauen, die nicht nur lesen, sondern sich aktiv beteiligen. 2016 war ihr Anteil bis auf 18 Prozent gestiegen. Auf dieStandard.at nahm er hingegen ab.

War 2007 noch jede vierte Userin eine Frau, wurde 2014 ein Tiefststand von 19,1 Prozent erreicht. Seither steigt der Anteil wieder leicht. Diese Erholung wandte die seltsam anmutende Situation ab, dass auf einem Portal für Frauen- und Geschlechterpolitik verhältnismäßig weniger Frauen posten als im sonstigen Angebot.

Was Community-Manager (nicht) tun können

Heißt das nun, dass diese Foren ein Sammelplatz der sexististischen Marktschreier sind, die alle Frauen aus der Community drängen, wie gelegentlich behauptet? Glücklicherweise nein, auch wenn offene Baustellen nicht von der Hand zu weisen sind: Noch immer fühlen sich manche dazu gedrängt, jedes berichtete Problem als "Nichtproblem" darzustellen, noch immer wird abgelenkt, verlacht und relativiert. Noch immer ist "Ja, aber Männer müssen zum Militär" die vermeintlich geistreiche Antwort auf gravierende Schlechterstellungen von Frauen.

Unglücklicherweise liegt nicht alles Elend in den Händen des Community-Managements, sodass es auch nicht von diesem gelöst werden kann. Manche Dinge wurzeln tief in der Gesellschaft und müssen auf dieser Ebene angegangen werden. Nicht nur am Frauentag. (Žarko Janković, 8.3.2017)