Wien – Die Universitätsbibliothek der Universität Wien erhält das Kurt und Ursula Schubert-Archiv des Gründers des Instituts für Judaistik. Das umfangreiche Material wurde digitalisiert und steht online als Forschungsinstrument zur Verfügung, heißt es in einer Aussendung der Uni. Die offizielle Übergabe erfolgt am 20. März.

Kurt Schubert (1923-2007) gründete neben dem europaweit ersten Institut für Judaistik 1972 auch das Jüdische Museum in Eisenstadt. Die Uni Wien verdankt ihm zum Teil außerdem die rasche Wiedereröffnung nach dem Krieg. Vom russischen Stadtkommandanten holte sich der frisch promovierte katholische Widerstandskämpfer damals die nötige Vollmacht, aus dem Schreibtisch des Rektors den Universitätsstempel. Das NS-Wappen schnitt er dabei aus dem Stempel heraus – so konnte der Studienbetrieb noch im Mai 1945 wieder aufgenommen werden. In diesen ersten Tagen war Schubert für die Administration der Universität verantwortlich und damit indirekt erster "Rektor" nach dem Krieg.

Noch im Sommersemester 1945 hielt Schubert seine erste Vorlesung – "Hebräisch für Anfänger". Im Jänner 1949 habilitierte er sich und wurde 1959 zum außerordentlichen Professor berufen. 1966 wurde er schließlich zum ordentlichen Professor für Judaistik ernannt und damit das erste Institut für Judaistik europaweit gegründet, dem er bis zu seiner Emeritierung 1993 vorstand. Ab 1970 rückte die Erforschung der jüdischen Bildkunst in den Vordergrund von Schuberts Arbeit, wobei er mit seiner Frau, der Kunsthistorikerin Ursula Schubert (1927-1999), zusammenarbeitete.

Die Vorlesungs- und zahlreiche Vortragsmanuskripte des Paares wurden nun digitalisiert und mit Hilfe von Phaidra, dem Online-Archiv der Universität Wien, zugänglich gemacht. Die Originale erhielt das Archiv der Universität. (APA, 7. 3. 2017)