Am Friedhof der Namenlosen.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

In den Katakomben von St. Stephan.

Foto: Matthias Cremer

"Denn wer bringt dich pünktlich zur Himmelstür, da hat nur a Wiener das Gspür dafür."

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Bei einer Stadt, die dem Totenkult – Stichwort "a scheene Leich" – so verschrieben ist wie Wien, verwundert es kaum, dass zahlreiche Geistergeschichten zirkulieren. Die Autorin Gabriele Hasmann widmet sich in ihrem neuen Buch "Spukguide Wien: Die schaurigsten Plätze der Stadt" diesem Thema: Weiße Frauen wandeln durch die Michaelergruft, Klagelaute erklingen in den sogenannten Armesündergassln Lilien- und Rauhensteingasse, durch die im Mittelalter Verurteilte auf dem Weg zur Hinrichtungsstätte geführt wurden. Schubert spukt in seinem Geburtshaus, und in der Wiener Staatsoper erscheinen von Zeit zu Zeit die unglücklichen Architekten des Hauses. Und auch außerhalb der Wiener Innenstadt gibt es Unheimliches zu entdecken.

Draußen vor der Stadt, am Alberner Hafen, ist der Friedhof der Namenlosen. Hier liegen die von der Donau zwischen 1900 und 1940 angeschwemmten Toten begraben, die man nicht identifizieren konnte. An der Kapellenmauer kann man lesen:

"Still ist's in den weiten Auen,
selbst die Donau ihre blauen Wogen hemmt.
Denn sie schlafen hier gemeinsam,
die, die Fluten still und einsam, angeschwemmt."

Trotz der friedlichen Stimmung ist der kleine Friedhof an der Donau ein entrischer Ort. In die Gegend des Alberner Hafens im Schatten riesiger Getreidesilos verirren sich selten Leute.

Der Tod, das muss ein Wiener sein

Den Wienern wird generell eine Neigung zum Morbiden nachgesagt. Ein Sonntagsausflug zum Spazierengehen am Zentralfriedhof ist eine beliebte Freizeitbeschäftigung. Die Katakomben des Stephansdoms empfangen ihre Gäste mit kühler Kellerluft, dunklen, niedrigen Gängen und Räumen, die bis unter die Decke mit Gebeinen längst Verstorbener vollgestapelt sind – auch ein schönes Ausflugsziel. Und danach geht man auf eine Melange. Die Freuden des Lebens und das Jenseits sind in Wien im perfekten Einklang.

Verwaiste Shoppingmalls, ein stiller Wurstelprater

Doch nicht nur in den verwinkelten Gassen der Innenstadt oder den jahrhundertealten Gebäuden Wiens gibt es Orte, die einen wohlig gruseln lassen. Auch Orte wie der Gasometer können einem dieses Gefühl vermitteln. Die Tristesse leerstehender Geschäfte und fehlender shoppender Menschenmengen lässt Assoziationen zum Film "Dawn of the Dead" wach werden. Auch der Wurstelprater ist im Winter ein eher unheimlicher Ort. Wo sonst kreischende Jugendliche und Touristen auf den Achterbahnen rauf- und runtersausen und Langos und Zuckerwatte vor der Kulisse endlosen Autodromgedudels verzehrt werden, ist es hier in der Winterpause vergleichsweise leer, und die auf den Geisterbahnen sitzenden Teufel schauen auf verwaiste Gassen herab.

Wo ist es in Wien gruselig?

Welche sind Ihre liebsten unheimlichen Wiener Orte? Haben auch Sie die eine oder andere Wiener Geistergeschichte auf Lager? Teilen Sie Ihre Wiener Gruseltipps im Forum! Oder schicken Sie Ihre schönsten Bilder der düsteren Ecken Wiens an userfotos@derStandard.at. Die besten werden veröffentlicht. (Anya Antonius, 20.3.2017)