Pamela Rendi-Wagner übernimmt das Gesundheits- und Frauenressort.

Foto: Standard/Cremer

Es passiert selten, dass eine Spitzenbeamtin zur Ministerin aufsteigt, selbst wenn sie die geeignetste Kandidatin ist. Doch bei Pamela Rendi-Wagner, die nach dem Tod von Sabine Oberhauser die Gesundheits- und Frauenagenden übernimmt, ist genau das passiert – obwohl sie diesen Karriereschritt vor einigen Jahren noch recht deutlich mit "heute nicht, morgen nicht, gar nicht" ausgeschlossen hat.

Die 46-Jährige ist promovierte Medizinerin, habilitierte Wissenschafterin und Mutter zweier Töchter. 2011 holte sie der damalige Gesundheitsminister Alois Stöger von Tel Aviv, wo ihr Mann Michael Rendi als Botschafter tätig war und sie eine Gastprofessur innehatte, nach Wien und berief sie zur Sektionschefin für öffentliche Gesundheit.

Spezialgebiet: Impfprävention

Die Atomkatastrophe von Fukushima im März desselben Jahres war gleich die erste Herausforderung in ihrer neuen Funktion – souverän klärte Rendi-Wagner über mögliche Gefahren von verstrahlten Lebensmitteln auf. Sie machte es sich zur Aufgabe, komplexe Zusammenhänge verständlich zu erklären, politikübergreifend zusammenzuarbeiten und die Bevölkerung einzubinden.

Ihr eigentliches Spezialgebiet ist Impfprävention, Tropenmedizin und Infektionsepidemiologie, ihren Master absolvierte sie an der London School of Hygiene and Tropical Medicine. 2008 habilitierte sie sich über "Prävention durch Impfschutz". Auf ihren Forschungsergebnissen basiert die Empfehlung, die Zeckenschutzimpfung nur alle fünf Jahre aufzufrischen und nicht mehr im Dreijahrestakt. Und auch im Zuge der Masernerkrankungen und der dazugehörigen Impfdebatte überzeugt sie mit sachlichen Argumenten und widerlegte Impfverschwörungen.

In ihrer neuen Funktion muss sich Rendi-Wagner nicht nur mit Impfgegnern auseinandersetzen, sondern auch mit der Ärztekammer, die sich gegen das Gesetz zur Primärversorgung stellt, oder dem Gegenwind der Länder bei Reformansinnen.

Dass sie zwar für das Gesundheitsressort geeignet, aber frauenpolitisch nicht aufgefallen sei, war eines der wenigen Argumente, die gegen ihre Bestellung auftauchten. Doch hier reicht es, einen Blick auf ihren Werdegang zu werfen: Sie ist auch ein Rolemodel – beruflich wie familiär. Sie zeigt, dass für sie und ihren Mann, derzeit Kabinettschef bei Kulturminister Thomas Drozda, Familie und beeindruckende Karrieren möglich sind. Das ist kein Entweder-oder, sondern ein Miteinander. (Marie-Theres Egyed, 7.3.2017)