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An der Columbia University in New York demonstrierten Studierende und Lehrende gemeinsam gegen das von US-Präsident Donald Trump erlassene Einreiseverbot.

Foto: AP /Frank Franklin II

Bildungsministerin Betsy DeVos’ Vorliebe für private Bildungseinrichtungen ist kein Geheimnis. Jeder US-Bürger solle sich frei entscheiden können, ob öffentlich oder privat, wenn es nach ihr geht. Als ein solches Paradebeispiel für die "freie Bildungswahl" bezeichnete sie in der vergangenen Woche die historischen afroamerikanischen Colleges und Hochschulen. Ohne offenbar zu wissen, dass diese Universitäten zu Zeiten der Segregation die einzige Möglichkeit für Afroamerikaner boten, eine höhere Ausbildung zu erwerben.

Nebst dieser geschichtlichen Wissenslücke haben sich DeVos und Präsident Donald Trump bisher sehr bedeckt gehalten, was ihre Pläne für Hochschulen anlangt. Im Wahlkampf fehlte das Thema Bildung gänzlich – wohl weil Studierende nicht zur Kernwählerschaft Trumps zählten. Nichtsdestotrotz sind es aber gerade Universitäten, die von Trumps Politik in den ersten 100 Tagen besonders betroffen waren.

Verspätung am Campus

Das derzeit gerichtlich gestoppte Einreiseverbot für sieben muslimische Länder hat beispielsweise dazu geführt, dass Studenten, die über die Winterferien ihre Familie besucht hatten, nur mit Verspätung auf den Uni-Campus zurückkehren konnten. Umgekehrt wird allen Wissenschaftern aus diesen Ländern derzeit dazu geraten, den Forschungsmittelpunkt USA nicht für Konferenzen oder berufliche Termine zu verlassen. Die Zukunft in den USA ist für rund 16.000 Studenten nach wie vor in der Schwebe, sind Trumps Pläne doch bei weitem nicht vom Tisch. Sollte das Einreiseverbot wieder aktiv werden, könnten die betroffenen Unis laut "College Factual" bis zu 700 Millionen Dollar an Einnahmen verlieren. 17 Elite-Unis haben gemeinsam eine Klage gegen Präsident Trump eingereicht. Sie argumentieren, dass das Einreiseverbot für Studierende und Lehrende unzumutbar sei und den Betrieb der Universitäten behindere.

Doch für amerikanische Unis steht derzeit noch viel mehr auf dem Spiel. Die nächsten Monate, in denen viele Uni-Bewerber sich für den Start einer Ausbildung im Herbst entscheiden, werden zeigen, ob das Interesse an einem US-Studium anhält oder nachgelassen hat. Kommen weniger internationale Studierende, wird sich das auch an den Uni-Budgets ablesen lassen. Die überwiegende Mehrheit unter ihnen muss die Studiengebühren zur Gänze zahlen und ist damit zu einer wichtigen Geldquelle geworden, die Einfluss auf die Finanzierung und Ausstattung der Unis hat. Zudem unterstützen die über eine Million Studierenden aus dem Ausland die US-Wirtschaft mit 33 Milliarden Dollar – eine Summe, die ins Gewicht fällt.

"Ausländische Studierende sind sich ihrer Optionen bewusst. Die, die sich nun für Kanada oder Australien entscheiden statt für die USA, verlagern den Lebensmittelpunkt für mehrere Jahre dorthin", sagte Esther Brimmer, Geschäftsführerin der Bildungsinitiative Nafsa gegenüber NPR. Die Auswirkungen seien langfristig spürbar.

Wer als internationaler Student nahe daran ist, sein Studium in den USA abzuschließen, muss nun auch befürchten, dass die spärlichen Arbeitsmöglichkeiten weiter eingeschränkt werden. Präsident Trump hat eine Reform des H-1B-Visums für speziell qualifizierte Arbeitnehmer angekündigt. Vergeben wird das Visum bisher mittels Lotterie, die Obergrenze wird jedes Jahr neu festgelegt und könnte nun drastisch dezimiert werden.

Sticheleien statt Studium

Anlass für das schwindende Interesse, den Schritt über den Großen Teich zu wagen, geben aber auch die Wortmeldungen des Präsidenten selbst. Die Sticheleien Trumps gegen China könnten aller Voraussicht nach dafür sorgen, dass die Zahl von über 300.000 chinesischen Studenten in den USA erstmals wieder schrumpft, nachdem sie zuvor exponentiell angestiegen ist. Hinzu kommt bei vielen die Befürchtung, dass Einreiseverbote jederzeit ausgeweitet werden können und rassistische Gewalttaten in Zukunft auf der Tagesordnung stehen könnten. Die Verwandten von Srinivas Kuchibhotla, der vergangene Woche in Kansas City erschossen wurde, weil er von seinem Angreifer für einen Araber gehalten wurde, haben Eltern in Indien eindringlich davor gewarnt, ihre Kinder in Richtung USA ziehen zu lassen. (Teresa Eder, 9.3.2017)