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Am Vormittag wurde Pamela Rendi-Wagner von den SPÖ-Gremien als Ministerin abgesegnet.

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Am Nachmittag marschierte sie dann mit Kanzler Kern zu Bundespräsident Alexander Van der Bellen, um das Bestellprozedere auch formell abzuschließen.

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Rendi-Wagner unterschreibt ihre Bestellung zur Gesundheits- und Frauenministerin der Republik.

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Zum ersten Gespräch mit dem Bundespräsidenten durften auch ihre beiden Kinder mitkommen.

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Wien – Am Internationalen Frauentag musste in der SPÖ plötzlich alles ganz schnell gehen. Kaum hatten die roten Gremien Mittwochmorgen ohne jedes "Gesudere" (Copyright Ex-SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer) die Personalentscheidung ihres Vorsitzenden Christian Kern abgesegnet, schon schritt Pamela Rendi-Wagner am Nachmittag zur Angelobung in die Hofburg – und zwar begleitet von unzähligen wohlwollenden Statements aus der eigenen Partei.

Dabei war zu diesem Zeitpunkt die neue Frauen- und Gesundheitsministerin, bis vor kurzem Generaldirektorin für öffentliche Gesundheit im Ressort der verstorbenen Sabine Oberhauser, kaum 24 Stunden im Besitz eines Parteibuchs, wie sie zugab – bis dahin hatte es für sie die Mitgliedschaft beim Bund sozialdemokratischer Akademiker getan. Kerns Kommentar dazu, der für Heiterkeit sorgte: "Wieder eine mehr!"

Zuvor hatte der SPÖ-Vorstand einstimmig für die Ärztin als neues Regierungsmitglied votiert – und das, obwohl Rendi-Wagner anders als ihre Vorgängerin bisher auch weder in der Gewerkschaft noch bei den SPÖ-Frauen engagiert war. Doch angesichts der Kompetenzen der bisherigen Spitzenbeamtin ließ nicht nur ÖGB-Chef Erich Foglar Milde walten, er betonte, dass man stets die besten Frauen und Männer in der Regierung haben wolle. Zufrieden gaben sich auch die roten Frauen, deren Vorsitzende, Gabriele Heinisch-Hosek, einst selbst Frauenministerin, sagte, "besonders wichtig" sei es, dass diese Agenden nicht in ein Staatssekretariat – gemeint war offenbar das von Muna Duzdar – gepackt wurden.

Hommage an Dohnal und Co

Freilich hätte es auch innerhalb der eigenen Reihen geeignete Kandidatinnen gegeben, bei der Kombination aus Gesundheit und Frauen könne sie, Gabriele Heinisch-Hosek, aber "gut damit leben", dass eine "Feministin" den Posten bekomme. Eine Vorgabe machte sie ihrer Nachnachfolgerin aber doch: Heinisch-Hosek hofft, dass Rendi-Wagner "laut sein" wird. Eindringlicher Nachsatz: "Wir Frauen akzeptieren das, wir haben aber eine Erwartungshaltung."

Beim gemeinsamen Auftritt hoben Kern und Rendi-Wagner auch sämtliche emanzipatorische Assets der Neuen hervor, um derartige Bedenken zu zerstreuen. Der Kanzler betonte, dass es die 46-Jährige geschafft habe, die "gläserne Decke" zu durchstoßen, er sei überzeugt, dass Rendi-Wagner "nicht nur Gesundheit kann" (s. unten), sondern auch geeignet sei, Frauenanliegen zu vertreten.

Die frischgekürte Ministerin selbst versicherte, dass sie den Weg von Oberhauser fortsetzen möchte. Als zweifache Mutter kenne sie die Mehrfachbelastungen von Frauen, und sie selbst müsse mehrmals täglich den "Spagat" zwischen Familie und Beruf hinlegen.

Aber all dies wäre nicht möglich "ohne die Errungenschaften der sozialdemokratischen Frauenbewegung der letzten Jahrzehnte". Dennoch gäbe es für sie noch zahlreiche Herausforderungen, deswegen legte Rendi-Wagner das Gelöbnis ab: "Ich werde das nicht nur am Frauentag, sondern täglich auf der Agenda haben."

Verbündeter in der Hofburg

Inakzeptabel ist es für die Frauenministerin etwa, dass weibliche Arbeitnehmer noch immer um 20 Prozent weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. Als wichtigste anstehende Maßnahme nannte sie die Einführung eines Mindestlohns von 1500 Euro. Ebenfalls dringende Anliegen von ihr: ein flächendeckender Ausbau der Kinderbetreuungsangebote und der Ganztagsschulen sowie die Einführung des zweiten kostenlosen Kindergartenjahres.

Einen gewichtigen "Verbündeten" für ihr Engagement gegen gläserne Decken, Einkommensscheren und Alleinerzieherinnenarmut hat Rendi-Wagner jedenfalls schon gefunden. Bei der Angelobung sicherte ihr Bundespräsident Alexander Van der Bellen dabei ausdrücklich seine Unterstützung zu. (Nina Weißensteiner, 8.3.2017)