Jene ehemaligen Heimkinder, die bis in die 1970er-Jahre hinein misshandelt und missbraucht wurden, bekommen ab Juli einen Pensionszuschuss von 300 Euro. Der Bund hat seiner "Geste der Verantwortung", dem umstrittenen Staatsakt im Parlament, Taten folgen lassen. Das ist für sich genommen zu loben – wenn auch mit dem Zusatz, das hätte schon längst passieren müssen.

Der Staatsakt, bei dem sich die Republik in aller Form bei den teils bewegten, teils sichtlich aufgebrachten Opfern entschuldigte, ist den anwesenden Politikern offenbar in Mark und Bein gegangen. Es ist gut, dass er stattgefunden hat, es ist gut, dass Nationalratspräsidentin Doris Bures damals sagte: "Ich stehe hier und schäme mich dafür." Das taten wohl auch die anderen Vertreter der Staatsspitze, denn unmittelbar danach begannen die Verhandlungen. 300 Euro mehr im Monat sind viel für jene 7000 Menschen, deren Leben und Erwerbsbiografie mit hoher Wahrscheinlichkeit anders verlaufen wären, wenn sie nicht als Kinder psychisch gebrochen worden wären.

Lange hat sich der Bund seiner Verantwortung entschlagen. Es gab die kirchliche Klasnic-Kommission, es gab Aufarbeitungen in den Ländern, es gab Entschädigungszahlungen – doch die Republik hielt sich heraus.

Dieser Geist weht noch immer, wenn Finanzminister Hans Jörg Schelling sagt, sein Ressort trete zwar in Vorlage für die Zusatzpension, man wolle aber schon noch mit Kirche und Ländern über deren Beteiligung an den Kosten verhandeln. Das irritiert nicht nur die Angesprochenen, die ihren Teil der Aufarbeitung bereits geleistet haben. Es geht, im Vollausbau, um nicht mehr als neun Millionen Euro pro Jahr, und das sollte man sich angesichts des schreienden Unrechts schon leisten wollen. Stattdessen wird kleinlich auf- und nachgerechnet – mit ungewissem Ausgang. Man will sich offenbar doch nur ein bisschen schämen. (Petra Stuiber, 8.3.2017)