Wien – Nach dem gestrigen Verhandlungsmarathon zum Wiener Werbungs-Kollektivvertrag gibt es weiterhin keine Einigung. Während die Arbeitgeberseite heute, Freitag, Vorwürfe gegen die Gewerkschaftsseite erhebt, wird von deren Verhandlern das "konstruktive und sehr arbeitsorientierte Verhandlungsklima" gelobt und zu einer möglichst raschen Fortführung der Verhandlungen eingeladen.

Laut einer Aussendung der WKÖ-Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation Wien wurde das Arbeitgeber-Angebot auf 1,33 Prozent Erhöhung der Mindestlöhne plus acht Stunden Zeitguthaben von Gewerkschaftsseite abgelehnt. Fachgruppen-Obmann Stephan Götz wirft der Gewerkschaft vor, sie habe nach Aushandeln eines Pakets "überraschend" neue Forderungen gestellt. Er ortet mehr "taktische Spielchen", als den Willen zu einer guten Lösung bei den Verhandlern für die Arbeitnehmer.

Gewerkschaft will neuen KV rückwirken lassen

"Rückwirkend mit 1.1. 2017 würde die GPA-djp sofort unterschreiben, auch heute noch", sagt Judith Reitstätter, Wirtschaftsbereichssekretärin der GPA-djp, zur APA. Aussagen, die suggerieren, das Verhandlungsteam der GPA-djp würde das rechte Maß aus den Augen verlieren, störten nur die lösungsorientierte Zugangsweise, die gestern von beiden Seiten an den Tag gelegt worden sei – daher wolle man diese auch nicht weiter kommentieren.

Vom WKÖ-Verhandler Götz kommen aber auch lobende Worte für die Belegschaften in der Branche: "Die MitarbeiterInnen der Wiener Kreativbranche leisten großartige Arbeit – und das in einer Branche, die sich täglich verändert und sie dauernd vor neue Herausforderungen stellt. Umso wichtiger wäre ein Kollektivvertrag, der sich diesen Herausforderungen annimmt und sowohl Unternehmen als auch Angestellten mehr Sicherheit bietet und Arbeitszeitregelungen vorsieht, die auch der Arbeitsrealität entsprechen", meint Götz.

"Die letzten Meter zum Gipfel"

"Es gibt eine gemeinsame Einschätzung über die großartige Leistung der MitarbeiterInnen, was uns sehr freut", so die Gewerkschafterin. Es fehle noch "ein kleiner Schritt zur Einigung, weshalb wir uns eine möglichst rasche Fortführung der Verhandlung wünschen." Ein neuer KV für Wien sei auch im Gewerkschaftsinteresse. "Die letzten Meter zum Gipfel sind oft die schwierigsten", schließt Reitstätter, "dafür ist die Aussicht auf neue Horizonte, wie sie der neue KV für die Werbung und Marktkommunikation Wien bringen wird, die Mühe jedenfalls wert".

In der Branche sind laut GPA-djp österreichweit etwa 23.000 Arbeitnehmer beschäftigt, an die 14.000 davon allein in Wien. Die letzte Gehaltserhöhung war per 1. Jänner 2016 erfolgt. Bisher konnten sich die Verhandler nicht auf einen Abschluss für 2017 einigen. (APA, 10.3.2017)