Eines von mehr als 13000 New York City Taxis. Mit Car Sharing könnte man ihre Anzahl deutlich verringern – und müsste in einer Vielzahl der Fälle kaum Zeitverzögerung in Kauf nehmen.

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Wien/London – Großstadtbewohner, die es eilig haben, fahren gern mit dem Auto. Aufgrund fixer Fahrpläne und begrenzter Reichweiten der öffentlichen Verkehrsmittel scheint das im Einzelfall die ideale Lösung zu sein: Doch der eigene Pkw ist eigentlich eine recht ineffiziente Lösung. Abgesehen von zeitraubender Parkplatzsuche, fahren im Durchschnitt nur 1,6 Personen mit einem Auto. Selbiges ist auch bei Taxis zu beobachten.

In New York allein gibt es 13.500 Yellow Cabs. 2014 haben Wissenschafter rund um den Stadtforscher Carlo Ratti und den Mathematiker Steven Strogatz mit Computermodellen herausgefunden, dass Taxi-Sharing in New York City ein effizientes Mittel wäre, um den Verkehr zu reduzieren – ohne zu viel Verspätung bei geteilten Fahrten in Kauf nehmen zu müssen.

Die Forscher errechneten eine Einsparung von 40 Prozent weniger Taxis. Der Verdacht lag nahe, dass das ein Spezifikum für die amerikanische Metropole ist, weil sehr viele Menschen, nämlich 8,4 Millionen Einwohner, auf verhältnismäßig kleinem Raum leben.

Ähnliche Effekte in anderen Städten

Das Wissenschafterteam hat deshalb die Studie auf San Francisco, Singapur und Wien ausgeweitet. Die Experten erkannten in der kürzlich im Fachblatt Scientific Reports publizierten Arbeit, dass selbst in einer Stadt wie Singapur mit 26.000 Taxis ein ähnlicher Effekt zu verzeichnen wäre. Für Wien hatte man Daten von insgesamt tausend Taxifahrten zur Verfügung, erzählt der österreichische Komplexitätsforscher Michael Szell, derzeit mit einem Grant an der Ungarischen Akademie der Wissenschaften.

Der Wissenschafter war an beiden Studien beteiligt und hat zuletzt im Auftrag der Daimler-Tochter Moovel, einem Mobilitäts-App-Hersteller, die Menge an Parkplätzen in einer Stadt aneinandergereiht und aufgezeigt, wie die Flächen verteilt sind. Etwa 20 Metropolen, unter anderem Berlin und Wien, wurden so analysiert. Mitte April werden die Ergebnisse präsentiert.

Eines kann Michael Szell schon vorwegnehmen: Wenn mehr Car-Sharing umgesetzt wird oder irgendwann selbstfahrende Autos kommen, die mehr als einem Nutzer zur Verfügung stehen, sind diese deutlich länger unterwegs als heutige Pkw. Was dazu führen würde, dass große Flächen, die jetzt Parkplätze sind, wieder für die Stadtbewohner frei werden – für Wohnhäuser, Parkanlagen oder Spielplätze. (Peter Illetschko, 12.3.2017)