Manuel Noriega hätte 1988 fast die Wahl George H. W. Bushs zum US-Präsidenten gefährdet. Dem ehemaligen CIA-Direktor Bush wäre sein Naheverhältnis zu dem Drogenboss beinahe zum Verhängnis geworden. Er hatte Noriega, der seine guten Kontakte zum US-Geheimdienst für den Kokainexport in die USA nützte, mindestens zweimal persönlich getroffen.

Bush senior verteidigte sich in einer TV-Debatte gegen den demokratischen Kandidaten Michael Dukakis damit, dass alle US-Regierungen seit Präsident Eisenhower (1953–1961) Kontakte zu dem panamaischen General unterhalten hätten, seit dieser angeworben wurde, um linke Studienkollegen auszuspionieren.

Ausbildung in den USA und Peru

Manuel Noriega wurde laut französischer Justiz 1938 in der Hauptstadt Panama-Stadt als Sohn eines Buchhalters geboren (andere Quellen geben 1934, 1935 oder 1940 als Geburtsjahr an), wuchs aber bei einer Tante auf, weil ihn seine Eltern im Alter von fünf Jahren im Stich gelassen hatten.

Er besuchte die renommierte Schule Instituto Nacional, wo er Gedichte gegen die US-Militärpräsenz in der Kanalzone schrieb. Später machte er rasch Karriere in Panamas Nationalgarde.

Der junge Noriega besuchte eine peruanische Militärakademie, das berüchtigte US-Ausbildungslager School of the Americas in der exterritorialen Kanalzone Panamas und einen Kurs über psychologische Kriegsführung in Fort Bragg im US-Bundesstaat North Carolina.

Damals lernte er die Lehrerin Felicidad Sieiro kennen, die er 1967 heiratete. Aus dieser Ehe stammen Sohn Thays und die Töchter Sandra und Lorena.

Mit 30 Jahren wurde er 1968 zum Leutnant befördert, im Auftrag der USA reiste er nach Kuba, um dort Verhandlungen über die Freilassung der Besatzungen zweier beschlagnahmter Frachtschiffe zu führen. Außerdem organisierte er Waffenlieferungen für paramilitärische Gruppen, die in Mittelamerika gegen linke Guerillas und später die sandinistische Regierung Nicaraguas kämpften, und benutzte sein Netzwerk, um tonnenweise Kokain aus dem benachbarten Kolumbien in die USA zu schmuggeln.

Seine Aktivitäten im Geldwäsche- und Drogengeschäft, die ihm Millionen einbrachten, entgingen seinen Führungsoffizieren bei der CIA nicht, aber da er als eine der wertvollsten Informationsquellen in Lateinamerika galt, wurden diese toleriert.

Nachdem er 1982 zum Stabschef der Nationalgarde befördert worden war, ernannte er sich im August 1983 selbst zum General. Mittlerweile war Militärmachthaber Omar Torrijos bei einem mysteriösen Flugzeugabsturz ums Leben gekommen, und Noriega, der wegen seiner Pockennarben von seinen Gegnern als Cara de piña (Ananasgesicht) verspottet wurde, übernahm die Macht.

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General Noriega mit Soldaten, Panama 1985.
Foto: APA/epa

Ohne jemals zum Präsidenten ernannt worden zu sein, steuerte der General sechs Jahre lang über von ihm ernannte Strohmänner die Geschicke des Landes. Als er im Mai 1989 allzu offensichtlich die Wahlergebnisse manipulierte, versuchte das Militär im Oktober erfolglos, ihn zu entmachten. Das Verhältnis zu den USA verschlechterte sich, Noriega hielt Brandreden gegen die "Yanquis", am 15. Dezember erklärte er, Panama befinde sich im Krieg mit den USA.

Tags darauf eröffneten Soldaten das Feuer auf vier US-Soldaten, die von der US-Militärbasis Fort Clayton in der Kanalzone nach Panama-Stadt unterwegs waren. Ein Marineinfanterist wurde tödlich verletzt.

George H. W. Bush, mittlerweile US-Präsident, ordnete daraufhin die Invasion Panamas an. Er schickte über 27.000 Soldaten und mehr als 300 Flugzeuge in das mittelamerikanische Land, die schlechter ausgerüstete und an Personal schwächere Armee hatte keine Chance gegen die US-Truppen.

Noriega flüchtete in die Botschaft des Vatikans. US-Truppen umstellten das Gebäude und griffen auf Mittel der psychologischen Kriegsführung zurück, um den Diktator zur Aufgabe zu bewegen: Sie quälten den Opernliebhaber Noriega rund um die Uhr mit ohrenbetäubender Rockmusik aus großen Lautsprecheranlagen. Erst als der Vatikan Beschwerde einlegte, wurde die Musik nach drei Tagen abgedreht.

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Noriega nach seiner Festnahme.
Foto: APA/EPA/US DISTRICT ATTORNEYS OFFICE

Nach zehn Tagen verloren seine Gastgeber die Geduld mit Noriega. Sie drohten ihm an, ihn allein in der Nuntiatur zu lassen, worauf er sich den US-Truppen ergab. In Miami wurde er zu 40 Jahren Haft verurteilt, von denen er 17 verbüßte, bevor er wegen guter Führung entlassen wurde und die USA ihn an Frankreich auslieferten.

Im Dezember 2011 kehrte Noriega nach Panama zurück.
Foto: APA/AFP/RODRIGO ARANGUA

Dort verbrachte er weitere sieben Jahre im Gefängnis und wurde dann nach Panama abgeschoben, wo er seitdem in der Haftanstalt El Renacer saß. In der Nacht auf Dienstag starb Noriega im Santo-Tomás-Spital in Panama-Stadt. (Bert Eder, 30.5.2017)