Wien – Das Programmprinzip des Abends: per aspera ad astra. Begonnen wurde, überraschend, mit Mozarts Klavierkonzert in d-Moll KV 466, von Alexander Melnikow am Hammerklavier interpretiert. Warum nur? Die spontane Unternehmung erwies sich als Unglücksfall. Currentzis mühte sich zwar um leise Töne, doch ab einem Mezzoforte des Orchesters war der Solist nicht mehr zu hören. Was aber wegen des blechernen, flachen Klangs des Instruments kein Schaden war. Lerne: Das Gegenteil von gut ist gut gemeint.

Dann Patricia Kopatchinskaja mit Mozarts D-Dur Violinkonzert KV 218. Die gebürtige Moldawierin gibt der Klassik zurück, was ihr in den letzten Jahrhunderten abhandengekommen ist: Spontaneität. Weitere Themenfelder ihres Spiels: Kindergarten und Kasperltheater. Ihre Zugabe (mit Melnikow) wirkte wie ein Konzentrat ihrer Interpretationsmaxime: Finde für jeden Ton eine neue Emotion!

Nie mehr anders

Der Beethoven war unglaublich. Den ersten und den zweiten Satz der Eroica möchte man eigentlich nie mehr anders hören. Noblesse und revolutionärer Elan vereint. Das Ensemble aus Perm agierte wie ein Schwarm Vögel, der agil und elegant im symphonischen Himmel herumstiebt. Man nahm die Musik wahr wie ein bewegtes Gemälde. Die fahlen Farben zu Beginn des Adagio assai: Todesbilder vom Schlachtfeld. Das Scherzo hingegen war nur nichtssagend schnell. Auch beim vierten Satz hatte sich das ständige Turboherumgedüse schon abgenutzt, das Poco Andante ließ sinnvollere, menschlichere Töne anklingen. Mozarts Figaro-Ouvertüre als Zugabe brachte einen Wirbelsturm der Lebendigkeit mit sich und Akzente wie Ohrfeigen. Begeisterung für all das. (Stefan Ender, 13.3.2017)