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Die Finanzierung großer Bauprojekte ist eigentlich eines der wichtigsten Geschäftsfelder für Banken. Doch der Markt für langfristige Darlehen stockt, weil es auch an Bankeinlagen mit längerfristigen Bindungen fehlt – und dadurch die Risiken für Kreditgeber steigen.

Foto: Reuters / Leonhard Foeger

Wien – Immobilientransaktionen, seien es der Erwerb oder der Bau eines privaten Eigenheimes oder gewerbliche Projekte, sind langfristige Unterfangen und benötigen in der Regel auch langfristige Finanzierungen.

Das sollte eigentlich auch den Geschäftsstrategien österreichischer Banken entsprechen, die als Folge der Weltfinanzkrise dazu angehalten werden, ihre Kreditrisiken zu reduzieren oder andernfalls umfangreiche Risikovorsorgen zu bilden. Und langfristige Finanzierungen erweisen sich oft als risikoärmer und weisen daher auch tendenziell niedrigere Zinsen auf.

Doch derzeit ist das Gegenteil der Fall. Sowohl im privaten als auch im gewerblichen Bereich geht der Trend in Richtung kurzläufiger Kreditfinanzierungen – ein Thema, das bei der Immobilienmesse Mipim in Cannes diese Woche viel zur Sprache kommen dürfte.

Bei Verbraucherkrediten wird diese Entwicklung durch das im März 2016 in Kraft getretene Hypothekar- und Immobilienkreditgesetz (HIKrG) verstärkt, das den Spielraum bei der Kreditvergabe einschränkt. Das HIKrG sieht vor allem strengere Regelungen bei der Prüfung der Kreditwürdigkeit des Verbrauchers vor – und genaue Vorgaben für die Durchführung der Bonitätsprüfung.

Diese Einschränkungen führen vor allem beim Erwerb von Immobilien zur Altersvorsorge zu Problemen. Die Ertragsrechnung von Vorsorgewohnungen ist meist auf Jahrzehnte ausgelegt, doch dies birgt das Risiko von Leerstandszeiten mit sich. Die Bank hat dies entsprechend in die Kreditentscheidung mit einzurechnen, was zuletzt Kredite trotz des niedrigen Zinsniveaus verteuert hat.

Niedrigzinsen der EZB

Darüber hinaus ist aber auch für den gewerblichen Kredit die Vergabe schwieriger geworden. Das liegt an der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank, die erst vergangene Woche erneut bestätigt worden ist. Als Folge dessen sind innerhalb der Eurozone Kredit- und Einlagezinsen so niedrig wie noch nie.

Weil selbst auf mehrere Jahre gebundene Einlagen bei Banken im Augenblick kaum Zinsen bringen, entscheiden sich viele Anleger zu kürzeren Bindungsfristen; damit halten sie sich die Möglichkeit offen, von einem späteren Anstieg des Zinsniveaus zu profitieren. Aber dieser Trend auf der Einlagenseite macht nunmehr den Banken zu schaffen. Dadurch, dass eine Fülle langfristiger Kredite, Konsum- sowie Unternehmenskredite immer weniger langfristigen Einlagen gegenüberstehen, tritt vermehrt das Risiko fristeninkongruenter Refinanzierung auf.

Kollaps im Interbankenmarkt

Dieses Risiko führte am Höhepunkt der Weltfinanzkrise 2008 und 2009 de facto zum Erliegen des Interbankenmarkts, der Banken mit kurzfristigem Kapital versorgt. Eine Wiederholung einer solchen Situation wollen Banken nun jedenfalls vermeiden.

Abgesehen von den gesetzlichen Vorgaben sind es nun das Risikomanagement und die Marktlage, die Banken davon abhalten, längerfristige Kredite zu vergeben, oder sie dazu zwingen, höhere Zinsen zu verlangen, als man es angesichts der EZB-Geldpolitik erwarten würde.

Für private Hypothekarkreditnehmer ist diese Entwicklung ein besonderes Problem. Gewerbliche Entwickler und Unternehmen können hingegen leichter auf alternative Finanzierungsmodelle wie Crowdfunding, Business Angels oder Venture Capital zugreifen. Bei der Projektfinanzierung verliert der klassische Bankkredit daher zunehmend an Bedeutung. (Christoph Urbanek, 13.3.2017)