Die Grippewelle ist aus. Ungewöhnlich früh im Vergleich zu den letzten Jahren. Doch auch ein Start im Dezember, eine so hohe Anzahl an Erkrankten und ein, besonders bei älteren Patienten, schwerer Verlauf kam in den letzten Jahren nicht oft vor.

Der Impfstoff war ähnlich wirksam wie in den letzten Saisonen, die Impfrate ist von einem ohnehin niedrigen Niveau ausgehend noch weiter gesunken. Ursula Köller, Vorsitzende der Arbeitsgruppe "Impfen" der Bioethikkommission des Bundeskanzleramtes, fordert daher dringend mehr Aufklärung und verpflichtende Impfungen für Menschen, die mit vulnerablen Personengruppen befasst sind.

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Begonnen hat die diesjährige Grippewelle am 20. Dezember 2016 – etwa sechs Wochen früher als in der Saison 2015/16. Höhepunkt der Influenza-Welle war in der ersten Woche des Jahres 2017 mit 1.795 Fällen pro 100.000 Einwohnern. Das ist im Vergleich zu den letzten Jahren ein sehr hoher Wert, wenn auch unter jenem der besonders schweren Saison 2014/15 mit 2052,8 Fällen pro 100.000 Einwohnern.

Mit Ende Februar ist aber auch das Ende ungewöhnlich früh erreicht, ungefähr einen Monat früher als in den vergangenen Jahren. Besonders betroffen war heuer die Bundeshauptstadt Wien, die um den Jahreswechsel herum pro Woche knapp 20.000 Erkrankungen pro Woche meldete.

Kleinkinder und Ältere betroffen

Am häufigsten erkrankten auch dieses Jahr – ähnlich wie in den vergangenen Jahren – Kleinkinder unter vier Jahren. Am vergleichsweise seltensten erwischte es Senioren über 65 Jahre. Wenn sie sich jedoch ansteckten, mussten sie überdurchschnittlich oft ins Spital.

Europaweit zeigte sich, dass diese Saison der Subtyp A(H3N2) vorherrschend war. Nur in ganz wenigen Fällen trat der B-Stamm, der die ganze letztjährige Influenza-Saison dominiert hatte, auf. Problematisch beim A(H3N2)-Stamm ist, dass er gerade auf ältere Menschen besonders schwere Auswirkungen hat.

Erste internationale Schätzungen gehen von einer erheblichen Übersterblichkeit in den meisten EU-Ländern in der Gruppe der 15- bis 64-Jährigen und von einer wirklich markanten Übersterblichkeit in der Gruppe der über 65-Jährigen aus. Dies wird als typisch für diesen Virustyp erachtet.

Schätzungen zufolge waren zu Beginn des Jahres im Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV, AKH nicht mitgerechnet) durchschnittlich ungefähr 500 Betten mit Influenzapatientinnen belegt. Als Konsequenz mussten eigene Grippe-Stationen eingerichtet und Patienten zumindest vorübergehend auf dem Gang untergebracht werden.

Vereinzelt kam es sogar zu Ansteckungen im Spital. Zahlen zum Impfstatus der im Spital behandelten Personen liegen nicht vor. "Das sollte dringend geändert werden", fordert Köller, "denn nur so können wir Daten generieren, von denen wir in Zukunft verbesserte Präventionsmaßnahmen ableiten können." Dass bereits erste Schritte in Richtung verpflichtender Impfungen für das Gesundheitspersonal gemacht wurden, sieht sie als richtigen Schritt.

Zirkulierende Stämme

Insgesamt zirkulierten heuer zwei A(H3N2)-Gruppen gleichzeitig, die jedoch beide durch die Impfstoffzusammensetzung abgedeckt sind. Dennoch weisen erste Daten darauf hin, dass die Wirksamkeit des Impfstoffes, insbesondere bei älteren Menschen, keinen hundertprozentigen Schutz bietet. Ein Phänomen, das bekannt ist, daher wird die Influenza-Impfung auch oft als "relative" Impfung bezeichnet, die vor allem die schweren Komplikationen der Krankheit abwenden soll. Dennoch verhindert sie im Durchschnitt (ähnlich wie in dieser Saison) den Ausbruch der Erkrankung in etwa der Hälfte aller Fälle.

Die Frage der Wirksamkeit des Impfstoffes stellt sich allerdings bei den allermeisten Menschen nicht, da sie ohnehin nicht geimpft sind. Offizielle Statistiken zur Durchimpfungsrate existieren nicht. Basierend auf einer Hochrechnung der verkauften Dosen ergibt sich jedoch für die diesjährige Saison eine Durchimpfungsrate von 5,3 Prozent. Zwar hat die Influenza-Impfung schon seit je her mit besonders schlechten Durchimpfungsraten zu kämpfen, allerdings ist dieser Wert noch einmal niedriger als in den meisten vergangenen Jahren. Letztes Jahr ließen sich knapp sieben Prozent impfen, der "Rekord" liegt bei 15,36 Prozent in der Saison 2006/07.

Auch bei den sogenannten Risikogruppen – Senioren, Kinder, Schwangere, chronisch Kranke, medizinisches Personal – ist davon auszugehen, dass die Impfrate sehr niedrig ist, da sonst die Gesamtimpfrate deutlich höher sein müsste. Und das, obwohl die Impfung für diese Gruppen ausdrücklich empfohlen wird. Hier muss in den nächsten Jahren noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden. (red, 13.3.2017)