Vom Leben vergessen: (von links) Mariedl (Elena Ledochowksi), Erna (Carmen Gratl) und Grete (Ute Heidorn) in "Die Präsidentinnen". Regie: Mona Kraushaar.

Foto: Christina Schmölz

Innsbruck – Ein leeres Geviert im Keller des Innsbrucker Treibhauses dient als Bühne, drum herum steigen die Sitzreihen für das Publikum arenaförmig an.

Ein Stuhl, ein ausgeleierter Fauteuil, ein Hocker und ein antiquierter Farbfernseher, mehr an Ausstattung braucht es fürs Erste nicht. Über einen raumhohen Plastikvorhang am Bühnenhintergrund flimmert die Übertragung einer Papstmesse, zelebriert von Karol Wojtyla. So lässt Regisseurin Mona Kraushaar ihre Interpretation von Werner Schwabs einstigem Skandalstück Die Präsidentinnen beginnen.

Die Inszenierung kommt mit einer derartigen Wucht und quälenden Intensität daher, dass nicht jeder den Abend aushalten konnte. Einige mussten gehen. Am Ende, als das Mariedl ausgeweidet und blutüberströmt am Kreuz hängt, ist Reinemachen angesagt. Erna und Grete packen ihre Wischmobs aus und beseitigen Kotze und Chaos.

In Hochform

In den eineinhalb Stunden dazwischen laufen Carmen Gratl (Erna), Ute Heidorn (Grete) und Elena Ledochowksi (Mariedl) zu Hochform auf und liefern brillante Charakterstudien ihrer vom Leben vergessenen Protagonistinnen ab.

Die bigotte und spröde Erna ist neuerdings Besitzerin einer unförmigen Pelzhaube und eines Farbfernsehers. Ansonsten faselt sie von ihrem missratenen Sohn und ihrer Abneigung gegen alles Geschlechtliche.

Vulgär und obszön gebärdet sich Grete, die obsessiv auf ihren Dackel fixiert ist. Und die geistig zurückgebliebene Mariedl, gerät in Ekstase, wenn sie beschreibt, wie sie mit bloßen Händen in menschliche Scheiße greift, um verstopfte Aborte auszuräumen.

Spärlich bedeckt

Kongenial auch Esther Frommanns Ausstattung. Sie schneidert den Schauspielerinnen unförmige Körper mit schlaffen Brüsten auf den Leib, die von durchscheinenden Tüllkleidern nur spärlich bedeckt werden.

Diese schmal budgetierte, ausschließlich weibliche Off-Theatertruppe in der österreichischen Provinz nennt sich keck Staatstheater. Ihre schauspielerischen Leistungen halten einem Vergleich mit hochsubventionierten Bühnen der Bundeshauptstadt aber durchaus Stand. Gratulation!!! (Dorothea Nikolussi-Salzer, 13.3.2017)