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Donald Trump steht in der Handelspolitik vor komplexen Fragen.

Foto: REUTERS/Kevin Lamarque

Viel war in den letzten Wochen von einem Handelskonflikt die Rede. Donald Trump, seine Devise "America first" und "Made in Germany" lassen sich nicht so leicht in Einklang bringen. Ob Umstellung der Importbesteuerung oder Einführung von Strafzöllen auf Lieferungen aus dem Ausland: Washington wälzt derzeit mehrere Ideen, deren Umsetzung sich negativ auf große Exportnationen wie China, Deutschland oder Japan auswirken würde.

Doch vieles spricht auch gegen eine härtere Gangart Trumps. Er muss sich vor allem um zwei Konsequenzen sorgen, die protektionistische Maßnahmen mit sich bringen würden: höhere Preise und Vergeltungsmaßnahmen.

Im Handel mit China weisen die USA das größte Defizit auf, Deutschland folgt auf Platz drei.

Letztere würden die US-Industrie massiv treffen. Sie ist auf den europäischen Markt angewiesen, und zwar nicht nur über direkte Exporte, sondern viel stärker über Tochtergesellschaften in der EU. Diesen Aspekt hat kürzlich das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel herausgearbeitet. Während die US-Ausfuhren in die Union 500 Milliarden Dollar ausmachen, sind die Umsätze von in der EU niedergelassenen amerikanischen Konzernen mit 2,5 Billionen Dollar fünfmal so hoch.

Noch einen Punkt unterstreicht dabei das IfW: Die transatlantische Kapitalverflechtung ist enorm, von den europäischen Direktinvestitionen wurde rund ein Drittel in den USA getätigt, umgekehrt beträgt die Quote sogar 50 Prozent. Das IfW meint in Anspielung auf die Abhängigkeiten: "Jede protektionistische Maßnahme, die über eine Behinderung der transatlantischen Wirtschaftsbeziehungen die ökonomische Aktivität in der Europäischen Union schwächt, beträfe daher auch un-mittelbar vitale Interessen US-amerikanischer Unternehmen." Die Konzerne würden daher ihren Einfluss auf das Weiße Haus geltend machen.

Diesen Kanal erachten die Experten des Instituts für relevanter als drohende Retorsionsmaßnahmen. Aus diesem Grund kommen die Experten aus Kiel zu dem Schluss, dass ein Handelskonflikt weniger wahrscheinlich sei, als es die derzeitige Debatte nahelege.

Und dann wären da noch negativen Folgen für US-Konsumenten, sollte Trump die Importe mit höheren Abgaben belegen oder die Importbesteuerung umstellen. Zu den Auswirkungen derartiger Pläne auf die Fahrzeugindustrie hat die Beratungsgruppe Roland Berger dieser Tage eine Untersuchung veröffentlicht. Demnach würde die Verteuerung die Konsumenten belasten und auch die Preise der lokalen Produktion nach oben hieven. Die Herstellungskosten eines Autos in den USA würden nach diesen Berechnungen um 1500 Dollar je Einheit steigen, weil mehr für importierte Komponenten hingeblättert werden müsste.

Deutschland erwirtschaftet zwar hohe Überschüsse im US-Handel, viel wichtiger für die Exportnation sind aber Ausfuhren innerhalb Europas.

Über alle Fahrzeuge hinweg – in den USA produzierte wie eingeführte – sei mit höheren Verkaufspreisen von durchschnittlich 3300 Dollar zu rechnen. Allein diese Verteuerung würde die von Trump geplante Steuerentlastung der privaten Haushalte in Luft auflösen, schreiben die Experten von Roland Berger.

Die Berater legen überdies dar, dass US-Jobs trotz deutlich wachsender Stückzahlen und hoher Investitionen am Heimmarkt weggefallen seien. Der Grund dafür sei die Automatisierung, nicht aber die Verlagerung ins Ausland. (Andreas Schnauder, 14.3.2017)