Saarbrücken – Das Immunsystem des menschlichen Körpers bekämpft abnormale Zellen wie Tumorzellen oder virusinfizierte Zellen auch über natürliche Killerzellen. Diese wandern durch das Körpergewebe und suchen zum Beispiel nach Krebszellen, die sie bei Kontakt abtöten, indem sie Stoffe absondern, die die kranken Zellen vernichten.

Auf ihrer Suche treffen die Killerzellen nicht nur auf Krebszellen, sondern auch auf völlig unbeteiligte Zellen, die häufig im organischen Gewebe vorhanden sind. Da diese bei Kontakt erst als unbeteiligt, also als Nicht-Krebszelle, identifiziert werden und dann zur weiteren Suche umgangen werden müssen, gingen Forscher bisher davon aus, dass diese unbeteiligten Zellen die Suche erschweren und das Abtöten der Krebszellen verlangsamen.

Wissenschafter der Universität des Saarlandes konnten nun beobachten, dass das Gegenteil der Fall ist. Das heißt, die Effizienz der Killerzellen wird durch die Anwesenheit unbeteiligter Zellen gesteigert – je mehr unbeteiligte Zellen vorhanden sind, desto schneller werden Krebszellen abgetötet.

Noch keine klinischen Anwendung möglich

Die Experimente am Institut für Biophysik der Saar-Uni zeigten zudem, dass die Killerzellen sich offenbar schneller auf die Krebszellen zubewegen, je mehr unbeteiligte Zellen im Gewebe vorhanden sind. Obgleich die unbeteiligten Zellen nach wie vor Hindernisse darstellen, sagten Modellrechnungen voraus, dass die Suche nach Krebszellen bei einer hinreichend großen Beschleunigung der Killer-Migration tatsächlich effizienter wird, wenn mehr unbeteiligte Zellen in der Nähe sind.

Die Forscher untersuchten auch, auf welche Weise die unbeteiligten Zellen die Killerzellen beschleunigen. Das Ergebnis: Entscheidend für die Beschleunigung der Killerzellen sind so genannte Sauerstoffradikale wie H2O2. Die unbeteiligten Zellen produzieren offenbar H2O2, geben es in die Umgebung ab und beschleunigen so Killerzellen, die in ihre Nähe kommen.

Die Entdeckung dieses Wirkmechanismus könnte neue Möglichkeiten im Kampf gegen Tumoren eröffnen, indem zum Beispiel weiter erforscht wird, wie sich eine gezielte Änderung der H2O2-Konzentration auf das Tumorwachstum auswirkt. Bis zu einer klinischen Anwendung ist es aber noch ein weiter Weg, betonen die Wissenschafter, doch der Ansatz, durch gezielte Beeinflussung der unmittelbaren Tumor-Umgebung die natürliche Immun-Reaktion zu verbessern, klingt zumindest vielversprechend. (red, 14.3.2017)