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Der Autobauer BMW will seine hochspezialisierten Mitarbeiter halten und investiert deswegen seit Jahren auch in seine alternden Mitarbeiter. Nicht nur im Werk in Dingolfing, sondern auch in Steyr.

Foto: Reuters/Rehle

Wien – Ab 2020 wird die Gruppe der 45- bis 64-Jährigen erstmals den größten Anteil der Personen im Erwerbsalter ausmachen. Auch wenn heftig darüber diskutiert wird, ob die Fortschritte ausreichen: Erwerbstätige Personen bleiben länger im Berufsleben. Unternehmen stehen also vor der Herausforderung, ältere Beschäftigte sinnvoll zu integrieren. Doch wie gut gelingt, was erst langsam in das Bewusstsein der Arbeitgeber und der Beschäftigten sickert tatsächlich?

Im Vorjahr waren immerhin über 44.000 über 50-Jährige mindestens ein Jahr arbeitslos. So schwierig ist die Jobsuche für Ältere, dass die Regierung sich genötigt fühlt einzugreifen. Eine halbe Milliarde pro Jahr soll für die Schaffung von Arbeitsplätzen ausgegeben werden, die es in der Privatwirtschaft nicht gibt.

Wenige konkrete Maßnahmen

Dort gewinnt das Thema immerhin an Bedeutung. In einer repräsentativen Umfrage des Marktforschers meinungsraum.at zum Thema "Alter(n)sgerechte Arbeit" sagen zwei Drittel aller Personalentscheider, dass das eigene Unternehmen vom demografischen Wandel betroffen ist. Die größte Sorge ist, dass über kurz oder lang mit den Fachkräften auch das betriebliche Know-how verlorengeht. Mit konkreten Maßnahmen können schon viel weniger aufwarten. Nur jeder zehnte Personalentscheider hat diesbezüglich etwas zu bieten. Dazu gehören etwa spezielle Arbeitszeitmodelle oder Angebote für sportliche Aktivitäten. Nur selten ist Mitarbeitergesundheit zentrales Thema. Meinungsraum-Geschäftsführer Herbert Kling hält das für suboptimal: "Ich zahle als Arbeitgeber die ersten Wochen des Krankenstands. Die Senkung der Fehlzeiten interessiert mich da schon."

Warum das Thema im Praktischen dennoch vergleichsweise unterbelichtet ist, erklärt Unternehmensberaterin Irene Kloimüller auf STANDARD-Anfrage so: "Vor allem Klein- und Mittelbetrieben fehlen dafür schlicht die Ressourcen." Und: Bis auf Altersteilzeit gebe es zu wenige Modelle Richtung Übergang. Die skandinavischen Länder seien diesbezüglich besser vorbereitet. Das betreffe allerdings nicht nur ältere Mitarbeiter, sondern auf alle Lebensphasen abgestellte Modelle.

Physische Belastungen

Ein Konzept, auf das man auch bei BMW in Steyr setzt. Gesundheitsmanagement fängt dort bei den Lehrlingen an, die auch ihre Energie an der hauseigenen Boulderwand loswerden können. Beschäftigte mit Familien bekamen auf eigenen Wunsch eine Ferienbetreuung für die Kinder. Und an den Montagelinien wurden höhenverstellbare Arbeitsplätze eingerichtet – auch wegen der älteren Mitarbeiter. Immerhin feiern viele von ihnen schon das 30-jährige Betriebsjubiläum. Bei einem jüngst getesteten alternsgerechte Drei-Tage-Schicht-Modell waren die Mitarbeiter zunächst skeptisch. Dann kam es aber gut an. Verlängert wurde es dann aber auf Grund einer Rücktaktung der entsprechenden Linie im Jahr 2017 nicht.

Die regelmäßige Analyse körperlicher und physischer Belastungen am Arbeitsplatz ist mit der Novellierung des Arbeitnehmerschutzgesetzes für Unternehmen ohnehin Pflicht. Ganz ernst genommen wird sie laut Meinungsraum-Geschäftsführer Kling noch nicht: "Ich kenne viele, die sagen, ich warte, bis das Arbeitsinspektorat da war. Dann machen wir was." (Regina Bruckner, 15.3.2017)