Wie ist im Iran das Sorgerecht nach einer Scheidung geregelt? Welche Möglichkeiten der Verhütung gibt es? Und wohin können sich Iranerinnen wenden, wenn sie von häuslicher Gewalt betroffen sind? Eine neue App namens "Hamdam" bietet Aufklärung und berät Iranerinnen in Frauenrechtsfragen – aber heimlich. Getarnt als Menstruationskalender, finden sich die jeweiligen Erklärungen in den Untermenüs.

"Hamdam" bedeutet in der Übersetzung so viel wie "gute Freundin". Die Idee zu der App kam von der in Frankreich lebenden iranischen Frauenrechtsaktivistin Soudeh Rad.

Unterstützung in Frauenrechtsfragen

"Das Recht, die Kontrolle über den eigenen Körper zu haben, ist universell", sagte Soudeh dem Onlineportal "Bento". Die 36-Jährige wolle dabei helfen, dass dieses Wissen auch unter iranischen Frauen weitergegeben werde. Soudeh ist zudem Gründerin der Onlineplattform "Feminist Spectrum", die Iranerinnen in Frauenrechtsfragen unterstützt.

Im Iran werde über Themen wie Sexualpraktiken, Gewalt gegen Frauen und Frauenrechte nicht offen gesprochen, sagt Soudeh. Iranerinnen sind in vielen Bereichen rechtlich und gesellschaftlich diskriminiert. Sie dürfen beispielsweise ohne Erlaubnis eines männlichen Familienmitglieds nicht ins Ausland reisen. Frauen, die sich dem Kopftuchgebot widersetzen, drohen Geldstrafen oder Haft. Die Aussagen von Zeuginnen vor Gericht zählen nur halb so viel wie die von Männern. Auch das Ehe-, Scheidungs und Sorgerecht birgt vielfältige Benachteiligungen für Frauen. Vergewaltigung in der Ehe ist kein juristischer Tatbestand, häusliche Gewalt ist weit verbreitet.

Technologie zur Stärkung der zivilen Freiheiten

Eine App auf dem Smartphone wird an der rechtlichen Lage von Frauen so schnell nichts ändern. Dennoch gilt "Hamdam" aktuell als Geheimtipp, versammelt sie doch nützliche Hinweise und Hilfestellungen etwa zum Thema "Alleine reisen". Seit Anfang März steht die App zum Download zur Verfügung und verbreitet sich über offizielle wie inoffizielle Download-Portale und Messenger-Dienste. Entwickelt wurde die App in Zusammenarbeit mit dem Team von Irancubator, einer Plattform zur Stärkung der zivilen Freiheiten im Iran, die das unter anderem mit der Entwicklung von Android-Apps versucht.

"Hamdam" lässt sich auch offline nutzen – also auch in Regionen ohne flächendeckenden Internetzugang. Und: Man habe versucht, die Texte in einfachem Persisch zu halten, damit nicht nur die gebildete Teheraner Oberschicht davon profitiere, schreiben die EntwicklerInnen. (chrit, 16.3.2017)