Anhand der von Chandrayaan-1 reflektierten Signale ließ sich die Umlaufbahn der indischen Sonde nachvollziehen.

Foto: NASA/JPL-Caltec

Wie von den Nasa-Technikern erwartet kreist Chandrayaan-1 immer noch in einem ähnlichen Orbit wie vor acht Jahren.

Illustr.: NASA/JPL-Caltech

La Cañada Flintridge – Der Raum rund um unseren Planeten gleicht mittlerweile einer regelrechten Müllhalde: Abertausende ausrangierte Satelliten, Trümmerteile und Raketenbestandteile mit einer Gesamtmasse von 6.500 Tonnen kreisen in unterschiedlichen Umlaufbahnen und stellen für die Raumfahrt eine erhebliche Gefahr dar. Dank hochentwickelter Radartechnik und optischer Teleskope ist es heute möglich, Gegenstände ab einer Größe von etwa zehn Zentimetern im Erdorbit aufzuspüren und im Auge zu behalten.

Was an Weltraumschrott allerdings den Mond umkreist, war bisher von der Erde weitgehend unsichtbar. Dies liegt weniger an der Entfernung als vielmehr am Sonnenlicht, das von der Mondoberfläche reflektiert wird und irdische Telekope blendet. Daher arbeiten Techniker des Jet Propulsion Laboratory (JPL) der Nasa an einer neuen Methode, um kleinere Objekte im Mondorbit sichtbar zu machen: Die Forscher schicken mithilfe des Goldstone Deep Space Communications Complex (GDSCC) in der Mojave-Wüste ein starkes Mikrowellensignal in Richtung Mond.

Nach einem Jahr verstummt

Um das System zu testen, machten sich die Wissenschafter im vergangenen Juli auf die Suche nach der seit acht Jahren verschollenen indischen Mondsonde Chandrayaan-1. Die etwa eineinhalb Meter große Sonde hatte den Mond über 3.400 Mal umkreist, ehe sie im August 2009 plötzlich nach einem Jahr verstummte und von der Bildfläche verschwand.

Die Nasa-Forscher gingen davon aus, dass sich Chandrayaan-1 immer noch in einer Umlaufbahn befindet und sich mit dem Mikrowellenstrahl über dem Nordpol des Mondes aufspüren lässt. Und tatsächlich: Im Verlauf von vier Stunden reflektierte die Sonde zweimal das Signal, das mit dem Green Bank Radioteleskop in West Virginia aufgefangen wurde.

Aus dem Zeitabstand zwischen den zurückgeworfenen Signalen errechneten die Wissenschafter, dass sich an der Umlaufbahn von Chandrayaan-1 in den vergangenen Jahren nicht viel geändert hat. "Es stellte sich heraus, dass wir die Position der Sonde auf ihrer Bahn um 180 Grad bzw. einen halben Zyklus gegenüber den Berechnungen von 2009 verschieben mussten", meinte Ryan Park von JPL. "Ansonsten aber hat der Orbit von Chandrayaan-1 immer noch die Ausrichtung und Form, die wir erwartet hatten."

Gefahr für künftige Mondmissionen

Anhand weiterer Beobachtungen in den folgenden Monaten – unter anderem mit dem Arecibo-Observatorium in Puerto Rico – konnten die ursprünglichen Messwerte weiter verfeinert werden. Systeme wie das nun von der Nasa getestete sind für zukünftige Raumfahrtmissionen von großer Bedeutung. Einige für die nächsten Jahre geplante Forschungssonden und sogar bemannte Flüge rund um den Mond machen es notwendig, möglichst viele Informationen über die Gefahren durch Weltraummüll im Mondorbit zu sammeln. (red, 19.3.2017)