Alle Schrecklichkeiten der Nikotinsucht zum Sammeln und Nachlesen.

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Humor ist bekanntlich nicht immer geschmackvoll. Dem Postillon-Verlag, dem deutschen Pendant zur österreichischen Satirezeitung Die Tagespresse, ist es voll gelungen, Humor mit Geschmacklosigkeit zu verbinden. Zusammen mit Riva, einem eigentlich recht seriösen Münchner Buchverlag, der gemeinhin Fitnessbücher und Tierratgeber herausgibt, hat Postillon ein "Nicotini" genanntes Sammelalbum aufgelegt. Gesammelt werden können darin all die Schockbilder, die seit einiger Zeit auf allen Zigarettenschachteln in der EU prangen: Bilder verstopfter Arterien, offener Zehen, schiacher Zähne, Schlaganfälle. Szenen, die vom Rauchen abhalten sollen und damit auch vom Kauf der Zigarettenpackungen.

Was als Gag gedacht war, erwies sich als Verkaufsschlager. An die zehntausend Exemplare wurden abgesetzt, heißt es – und das ohne Werbung für die verlegerische Glanzleistung.

Quasi ein grenzüberschreitendes EU-Projekt

Nachfrage gibt es auch deshalb, weil die 42 Motive, die darin gesammelt werden können, angeblich überall in der EU gleich aussehen. So können auch EU-Bürger, die nicht der deutschen Sprache mächtig sind, Bildchen kleben: Das Schockbilder-Sammelalbum als grenzüberschreitendes EU-Projekt! Außerdem kamen bisher nur die ersten 14 Schockbilder in den Handel; die nächsten folgen. Das gibt Sammelspaß für lange Zeit!

Etwas scheinheilig weisen die Herausgeber darauf hin, dass man die Schockbilder einkleben kann, die gekauften Zigaretten aber nicht rauchen muss/soll. Ein teures Hobby, wobei das Album selbst schon 7,20 Euro kostet.

In Trafiken werden die Hefte nicht angeboten, sehr wohl aber im Buchhandel – und da bevorzugt online, weil man sich so leichter distanzieren kann. Wie es im Klappentext heißt: "Sammeln Sie alle Bilder, vergleichen Sie die abgebildeten Leiden mit dem Verwesungszustand Ihrer eigenen Körperteile oder seien Sie einfach nur froh, dass der Tabak Sie noch nicht dahingerafft hat." (Johanna Ruzicka, 16.3.2017)